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Krämer, Laufenberg, Borlinghaus
24. November 2017
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Gospelchor Go East
2. Dezember 2017

Annie Laflamme & Michael Goldort

Spielende Königskinder
Unsere KULTURKIRCHE OST hat schon einige Meister ihres Fachs begrüßen dürfen, wie unsere Nachlese regelmäßig dokumentiert. Annie Laflamme und Michael Goldort erspielten sich mit ihrem Konzert einen Platz ganz vorne in der Buchforster Hall of Fame. Und das mit vergleichsweise leisen Tönen von Traversflöte und Konzertgitarre.

Johann Sebastian Bach ist ja für vieles bekannt. Für seine Brandenburgischen Konzerte natürlich, für sein barock-brachiales Orgelstück Toccata und Fuge in d-Moll beispielsweise oder für den mit Air betitelten Satz seiner Suite Nummer 3. Seine Sonate C-Dur zählt nicht zu seinen Hits, dafür ist es zu mathematisch, zu architektonisch konstruiert – es fehlt das „Ohrwurm“-Element, das es auch Laienohren möglich macht, sich darauf einzulassen.

 

Für Annie Laflamme und Michael Goldort freilich kann Ohrwurmhaftigkeit bei der Auswahl ihrer Stücke kein ausschließliches Kriterium sein. Wer wie die aus Kanada stammende und in Mettmann heimisch gewordene Flötistin und der in Sibirien geborene, mittlerweile in Köln ansässige Gitarrist ein gemeinsames Programm erarbeiten will, muss erfinderisch sein, denn das Repertoire ist begrenzt. In einem für Flöte komponierten Stück wie Bachs C-Dur-Sonate übernimmt die Gitarre dann eben kurzerhand die Rolle des Basso Continuo, die im Barock üblicherweise ein Cembalo oder eine Orgel spielte.

Bach hätt’s gefallen

Und siehe da – es funktioniert! Gerade weil die Saiten einer Konzertgitarre nicht „continuo“ sind, also einen sehr viel dynamischeren Klangbogen fabrizieren als Cembalo oder Orgel, verliert Bachs Sonate an höfischer Strenge und gewinnt dafür an Farbe, die ihm gut tut. Noch dazu, wenn die Melodien über den Harmonien von einer Virtuosin wie Laflamme so intensiv zum Leben erweckt werden, dass das innere Auge beim Zuhören eher spielende Königskinder im Garten assoziiert als formales Im-Takt-Schreiten einer barocken Hofgesellschaft. Dem alten Bach, selbst Vater von 20 Kindern, hätte die Laflamme-Goldort-Interpretation bestimmt gefallen.

Nach diesem gleichsam überraschenden wie gelungen Einstieg hangelte sich das Duo durch die Epochen bis – fast – in die Gegenwart. Ganz getreu dem Motto, das Annie Laflamme vorgegeben hatte – „Die Flöte träumt immer davon, Sängerin zu werden“ – fand Franz Schuberts wehmütiges „Ständchen“ aus dem Liederzyklus Winterreise Eingang ins Programm, dazu Mauro Giulianis Grand duo concertant in A-Dur, Ferdinando Carullis Bearbeitung der „Aria“ aus „La Gazza Ladra“ von Gioachino Rossini sowie Astor Piazzollas „Café 1930“ und „Nightclub 1960“ aus „L’histoire du tango“. Zwischendurch begaben sich erst Goldort mit Fernando Sors „Variationen für Gitarre solo“ und dann Laflamme mit Claude Debussys „Syrinx für solo Flöte“ auf Solopfade.

 

Je näher das Programm an die Gegenwart rückte, desto mehr legte das Duo an Tempo zu. Piazzolla forderte den beiden in Sachen Dynamik und Tempowechsel höchstes Können ab – ganz im Sinne von Laflamme: „Das ist eine unserer Lieblingsmusiken für Flöte und Gitarre!“ Die Zugabe – die berühmte Havanaise aus George Bizets Revolutionsoper „Carmen“ – bot im Vergleich zu Piazzollas Parforceritten geradezu einen Moment zum Verschnaufen.

Ehe sich das Publikum auf den Weg nach Hause durch den kalte Novemberabend machte, klatschte es sich ausgiebig die Hände warm. Nichts gegen unsere kleine, feine, fast schon intime Kulturkirche mit ihrer großartigen Akustik – absolut nicht! Aber dem Duo Laflamme-Goldort würde man gerne auch einmal auf größeren Bühnen applaudieren. 

Infos über Annie Laflamme auf der Website ihres Trio Laflamme
Zur Website von Michael Goldort

 

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!