Govert van Eeden Vincent Bosche Kulturkirche Ost Köln
Govert van Eeden & Vincent Bosche
29. September 2017
Harald Oskar Nägeli
29. Oktober 2017

Crossroads

Knockin‘ On Heaven’s Door
Gibt es einen besseren Ort, um an die Himmelspforte zu klopfen, als unsere KULTURKIRCHE OST? Zumindest nicht für Crossroads: Die Kölner Combo feierte gemeinsam mit dem Publikum Bob Dylan, den Schöpfer dieses und vieler anderer wahrhaft himmlischer Songs.

Für die meisten Jüngeren unter uns dürfte Bob Dylan soweit weg sein wie Mozart – ein Musiker aus grauer Vorzeit, der bestenfalls für die Großeltern eine Rolle spielt. Doch die Lieder dieses begnadeten Knurrers aus einem Kaff namens Hibbing im Norden der USA unweit der kanadischen Grenze, die kennen selbst die Teens und Twens heutiger Tage, auch wenn ihnen das wahrscheinlich kaum bewusst ist. „Knockin‘ on Heaven’s Door“ etwa mit dem charakteristischen „Knock, Knock, Knock“ im Refrain wurde bisher für jede Popgeneration von anderen Musikern neu aufgelegt, zuletzt beispielsweise von Raign, am erfolgreichsten sicherlich von Guns’n’Roses. Songs wie „Blowin‘ In the Wind“, „Mr. Tambourine Man“ oder „Like a Rolling Stone“ sind so elementar für die Musikgeschichte des vergangenen Jahrhunderts, dass sie selbst hierzulande Eingang in den Volksliederkanon gefunden haben.

Es versteht sich also von selbst, dass die Kölner Band Crossroads all diese Songs in ihr Dylan-Programm aufgenommen hat. Wobei die Vielzahl an Hits, die „His Bobness“ geschrieben hat, schlicht zu groß ist, um sie in einem einzigen Konzertabend unterzubringen. Dies mag ein Grund sein, weshalb Dylan 1988 zu seiner „Never Ending Tour“ aufgebrochen ist. Noch heute spielt er rund 100 Konzerte im Jahr und trägt damit selbst einen großen Teil dazu bei, dass viele seiner Titel bis heute zu Live-Ehren kommen.

Vergessen verboten!

Crossroads beschränken sich weitgehend auf die genannten Klassiker, ergänzen diese aber um Songs assoziierter Künstler wie George Harrison, Eric Clapton oder Little Richard. Die Band um Siegfried Kuttner (Gesang, Gitarre, Mundharmonika), Karl-Heinz Nicolli (Gitarre) und Willi Farnung (Bass) hat augenscheinlich einen Auftrag: Bob Dylan und sein Genie darf niemals der Vergessenheit anheim fallen. Zu diesem Zwecke verlassen sie sich nicht allein auf das Covern der bekanntesten Kompositionen, sondern erweitern den üblichen Konzertrahmen um das Element der Lesung. Karin Feuerstein-Praßer übernimmt den Part, episodenhaft aus dem Leben des Folk-Genies zu erzählen: von seiner Kindheit und Jugend im ländlichen Minnesota, seinen Anfängen als Dichter und Songschreiber, seiner rasanten Karriere zur wichtigsten Stimme seiner Generation bis hin zu den späten Jahren als weltweit bewunderter, knorriger Eigenbrötler, den selbst die Verleihung des Literatur-Nobelpreises im Jahr 2016 nicht davon abbringt, sein eigenes Ding durchzuziehen.

Das Publikum besteht offenbar zum Großteil aus Geistesverwandten der Musiker. Viele wippen zufrieden mit den Köpfen, wenn Crossroads den nächsten Klassiker anstimmen, einige klatschen und summen, andere singen sogar mit, textsicher sind sie alle. Die Atmosphäre gleicht der bei einem harmonischen Familientreffen. Alle eint die Gewissheit, als Dylan-Jünger auf der richtigen Seite zu stehen, wenn Crossroads in Dylans Sprache von Freiheit, Frieden und der Sehnsucht nach einer besseren Welt singen. Dass Siegfried Kuttners Stimme nicht ganz den Reibeisenfaktor des Originals erreicht – Feierstein-Praßer vergleicht des Meisters Organ ironisch-despektierlich mit dem Sound eines „frisierten Dieselmotors“ – ist nicht schlimm. Die schönsten Versionen von Dylan-Songs stammen oft nicht von Dylan selbst.

Mit der Beatles-Hymne „Here Comes the Sun“ beschließen Crossroads ihr Programm, auch wenn sie draußen längst untergangen ist. In den Herzen der Zuhörer scheint sie auf dem Weg nach Hause noch ein wenig weiter.  

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