beate rösler Kulturkirche Ost Köln GAG
Beate Rösler
18. März 2017
ensembleID GAG kulturkirche ost
Electronic ID
15. April 2017

Carola Eggeling, Kai Roman Ladzinski & Malte Sonnenfeld

Gemeinsam spannend
Wie man unsere KULTURKIRCHE OST zu einem Kunstraum voll innerer Spannung macht, das zeigte das Künstlertrio Carola Eggeling, Kai Roman Ladzinski und Malte Sonnenfeld in einer so harmonischen wie inspirierenden Gemeinschaftsausstellung.

Dass sich die Kulturkirche Ost bestens eignet, um Kunst zu zeigen, hat sich inzwischen offenbar herumgesprochen. „Toller Raum, guter Ruf!“ stellte der Kölner Maler Malte Sonnenfeld am Rande der Vernissage seiner Ausstellung „Zwischen den Welten“ fest, die er gemeinsam mit den Kollegen Carola Eggeling (Skulpturen) und Kai Roman Ladzinski (Gemälde) präsentierte. „Ich habe mich sehr gefreut, als Dirk Kästel von der GAG anrief und fragte, ob ich mich an dieser Ausstellung beteiligen möchte.“

Dialog der Kunst

Gemeinschaftsausstellungen funktionieren nicht immer und überall. Einerseits müssen die gezeigten Kunstwerke einander ergänzen, andererseits muss der Ausstellungsort unterschiedliche Stile nebeneinander vertragen können. Die Kulturkirche Ost mit ihren dunklen, heterogen strukturierten Schieferwänden kann das, dies bewies die Dreifach-Ausstellung einmal mehr: Gerade farbkräftige Gemälde wie die von Sonnenfeld und Ladzinski entfalten sich vor dem Tiefgrau der Wände derart brillant, dass die stilistischen Unterschiede besonders zur Geltung kommen und die einander gegenüber hängenden Gemälde in einen fruchtbaren Dialog miteinander treten.

ladzinski eggeling sonnenfeld GAG Kulturkirche Ost

Eggelings abstrakte Skulpturen – mal aus Holz, mal aus Metall, mal handlich klein, mal überlebensgroß – wirkten hingegen, als seien sie fester Bestandteil der Kirche, so harmonisch fügten sie sich in das Enterieur des Kirchenraums. Professorin Irene Daum, die den zahlreichen Eröffnungsgästen die gewohnt fundierte Einführung in die Arbeiten der drei Künstler gab, sprach denn auch folgerichtig von einer „Ausstellung als Synthese unterschiedlicher Kunstrichtungen“.

Ladzinski und Sonnenfeld teilen eine Neigung: Sie verarbeiten in ihren Gemälden gerne bekannte Gesichter und Motive. Helmut Schmidt, Mona Lisa und der Kölner Dom auf Ladzinskis sowie Buster Keaton, Umberto Eco und Edgar Allen Poe auf Sonnenfelds Seite machten die Ausstellung zu einem vertrauten Parcour – vermeintlich. Denn was hat Mona Lisa auf einem Dollarschein verloren (Laszinski)? Und warum verweigert sich Buster Keaton dem Biss in einen Apfel, pardon, einen Apple (Sonnenfeld)?

Die Brechung mit den Erwartungen entreißt die allzu bekannten Motive der Banalität des Alltäglichen. Ladzinski erreicht dies durch den mal mehr, mal weniger subtilen Einsatz von Farben und Farbverläufen. Da entstehe, so Daum, eine „Spannung, auf die man sich einlassen muss, eine psychologische Komponente“. Anders Sonnenfeld: Er sieht sich in der Tradition der Popart, nur eben im Hier und Jetzt verortet, nicht in den 50er/60er/70er Jahren, als Lichtenstein und Warhol der Kunst durch brachiale Trivialisierung zu ungeahnter Popularität verhalfen. Sonnenfeld selbst nennt seine Arbeiten „Post-Popart“: Fast wie ein DJ, der unterschiedliche Musikstile mixt, bis etwas Neues entsteht, bringt er verschiedene Bild- und Gestaltungskonzepte auf einer Leinwand zusammen, kombiniert Comichaftes mit abstrakter Farbgestaltung und konkreten Objekten, etwa einer Brötchentüte. Der Gefahr, dabei etwas allzu Zufälliges zu erschaffen, entgeht Sonnenfeld mit entwaffnender Selbstironie: „Ich mag lange Bildertitel“, sagt er und schmunzelt.

ladzinski eggeling sonnenfeld GAG Kulturkirche Ost

Kraft und Ruhe

Und mittendrin in diesem auf durchweg spannende Weise widerstreitenden Feuerwerk der Farben, Formen und Einfälle: Carola Eggelings stoische Skulpturen. Wo bei ihren männlichen Kollegen Wucht und Kraft das Werk bestimmen, ist es bei ihr die Reduktion auf das Wesentliche: die Form und ihre Wirkung. Werke wie das mannshohe „Zweiklang“ oder die beiden Handschmeichler „Bolas 1+2“ entwickeln bei längerer Betrachtung einen Sog, dem man sich im Grunde nur entziehen kann, indem man das Weite sucht.

Fast wünscht man sich, während man sich in eines von Eggelings in sich ruhenden Werke vertieft, die drei Künstler täten sich noch einmal zusammen: diesmal nicht für eine Ausstellung, sondern in der Arbeit an einem gemeinsamen Stück Kunst. Was das wohl wäre? Ein Gemälde? Eine Skulptur? Eine bemalte Skulptur? In jedem Fall ein aufregendes Werk voll gegensätzlicher Harmonie!

Zur Website von Carola Eggeling

Zur Website von Malte Sonnenfeld

ladzinski eggeling sonnenfeld GAG Kulturkirche Ost

 

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!