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Oliver Jordan

Augenblicke – Eine Hommage an Heinrich Böll
Im Jahr seines 100. Geburtstags ehrt der Kölner Künstler Oliver Jordan (r.) den großen Schriftsteller Heinrich Böll mit einer Hommage aus Ölporträts, die im speziellen Licht unserer KULTURKIRCHE OST in beeindruckender Weise zur Geltung kommen.

Dass und warum die Kulturkirche Ost ein wirklich außergewöhnlicher Schauraum ist, ließ sich bei der Ausstellung von Oliver Jordan besonders gut nachvollziehen. Der Kölner Künstler hatte bereits am Nachmittag zur Vernissage seiner Böll-Hommage „Augenblicke“ geladen. Durch die breiten Lichtstege, die das gesamte Dach der Kirche einfassen, fiel helles Tageslicht auf die Porträts berühmter Köpfe wie Heinrich Böll, Albert Camus und Bob Dylan und zeichnete die tief in die teilweise Zentimeter-dicke Ölschicht gegrabenen Konturen kontrastreich nach. Bei jedem neuen Blick und jeder Veränderung des Blickwinkels wirkten die Gemälde anders, der sich stetig wandelnde Einfall des Sonnenlichts verstärkte diese Wirkung.

Dieser beeindruckende Effekt war auch Dr. Susanne Laugwitz-Aulbach, der Kulturdezernentin der Stadt Köln, nicht entgangen, die die Ausstellung eröffnete. „Der Rahmen der Kulturkirche Ost wirkt an dieser Ausstellung aktiv mit“, stellte sie fest. „Die Bilder erhalten durch diesen Raum eine besondere Ausstrahlung.“

„Kompositionen des Überschwänglichen“

Die zweite Rednerin – Dr. Gundula Caspary, Direkorin des Stadtmuseums Siegburg – unterstützte diese Wahrnehmung: Oliver Jordan male mit „Ölfarbe, sehr viel Ölfarbe“ und zerstöre mit teils heftigem Gestus, mit Kratzern und Schnitten die fotografische Oberfläche der Bilder. Diese „Kompositionen des Überschwänglichen“ kämen im Licht der Kirche besonders gut zur Geltung. Überdeutlich werde so, dass Jordan in seinen Gemälden ein Paradoxon gelinge, attestierte Caspary: „Die Kombination von Gegenständlichkeit und Abstraktion in einem Werk.“

Neben diesem Kunstgriff und dem rein Handwerklichen ist es die große Geste, die Jordan beherrscht und die seiner Kunst unübersehbar innewohnt – im übrigen nicht nur den Porträts wichtiger Persönlichkeiten. „Ich male nur Menschen, die mir was bedeuten“, erklärte er – und die dann gerne oft. An Böll hat er sich mehr als 30 Mal versucht, an Jimi Hendrix und Albert Camus sogar mehr als 50 Mal. Jedes weitere Porträt ist eine neue Annäherung an einen starken Charakter, ein Experiment, bei dem eine andere Facette erkennbar werden soll.

„Ich entwickle die Bilder in Schichten und lasse immer Interpretationsspielraum“, sagte Jordan. „Ich würde nie behaupten: DAS ist Böll, DAS ist Camus, DAS ist Bob Dylan.“ Umso glücklicher macht es ihn dann, wenn einer wie Heinrich Bölls Sohn René – selbst renommierter Maler – in den Porträts konkrete Ausprägungen des väterlichen Wesens erkennt: hier den „kämpferischen“, dort den „irischen“, da den „mondänen Böll“.

Insgesamt sieben Annäherungen Oliver Jordans an Heinrich Böll blickten in der Kulturkirche Ost auf die zahlreichen Betrachter hinab, die zur Vernissage erschienen waren. Dazu Porträts von Kollegen des Literatur-Nobelpreisträgers wie Ernest Hemingway, James Joyce, Samuel Beckett, Leo Tolstoi, Albert Camus, Bob Dylan und Franz Kafka. Ein Frauenporträt fehlt in der Ausstellung. An Heinrich Böll kann’s nicht liegen: Der große Aufklärer stand zeitlebens der Friedensbewegung nahe unterstützte die Gründung der Grünen um Petra Kelly. Die Auswahl Jordans ist wohl schlicht Zufall, denn: „Ich mal nur Menschen, die mir was bedeuten.“

Zur Website von Oliver Jordan

 

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