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The Trouble Notes
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Aga und die Jungs

Dezente Akzente
Ganz unbescheiden stellen wir fest: Es gibt schlechtere Orte für ein Debüt-Konzert als unsere KULTURKIRCHE OST. Und mit gleicher Überzeugung fügen wir hinzu: Besser kann ein Debüt-Konzert kaum laufen als das von Aga und die Jungs im Dezember 2018 in eben dieser unserer Kirche.

Aga und die Jungs Kulturkirche Ost Köln GAG

Was kann nicht alles schiefgehen beim ersten Mal? Das Publikum kann ausbleiben (schließlich sind Debütanten in den meisten Fällen unbekannt), die ungewohnte Aufregung Finger und Stimmbänder lähmen und peinliche Fehler produzieren. Nicht so bei Aga und ihren Mitmusikern: ausverkauftes Haus, gediegene Darbietung; die wenigen Wackler im Zusammenspiel, die kleinen Textunsicherheiten bei Aga – vor allem sympathisch statt problematisch. Hier standen Menschen auf der Bühne, keine Maschinen. Und das ist auch gut so!

Sanfter Rock

Als „Rock-Chansons“ möchte Aga ihre Lieder beschrieben wissen – „Rock“ steht bei diesem allerersten Auftritt der Bandgeschichte freilich für die sanftest-mögliche Auslegung des Genres. Von harten Jungs und noch härteren Gitarren ist hier jedenfalls keine Spur: Agnieczka Stolinska-Scholz singt und greift gelegentlich zur akustischen Gitarre, die Background-Sänger Max Jonas und Michael Behlen bedienen meist Piano und Akustik-Gitarre, Marcus Rasting setzt mit der E-Gitarre dezente melodische Akzente in die harmonischen Räume.

Das erinnert mal ein wenig an Element of Crime, ein andermal an Bob Dylan – vor allem, wenn Max die Mundharmonika spielt. Selten kommt ein E-Bass dazu, der klangliche Bezüge zu Paul McCartney oder – für die Kölner Indie-Liebhaber – zu Ekki Maas herstellt, noch seltener ein Cajon. Den Songs tut so ein Takt-gebendes Fundament bisweilen ganz gut, die rhythmischen Konturen werden so nachvollziehbarer. Durchaus wären die zumeist klar in Strophe und Refrain strukturieren Stücke in einem klassischen Rocksound vorstellbar – vielleicht ja beim zweiten Auftritt am 18. Mai 2019 im Club der polnischen Versager in Berlin? In Köln wirken Aga und die Jungs wie die Unplugged-Variante ihrer selbst – und passen damit ideal in den Klangraum eines Kirchensaals, der sich qua Bestimmung für akustische Klangerzeuger besser eignet als für elektrisch verstärkte. 

Große Themen

Bandleaderin Aga stammt – ihrem leichten Akzent nach unverkennbar – aus Polen. Dessen über die Jahrhunderte allzu oft von Schicksal und Willkür geplagte Bewohner pflegen seit Jahrhunderten die Melancholie in der Kunst – man denke nur an den großen Klaviervirtuosen Frédéric Chopin, der aus dem Pariser Exil seiner damals zwischen Deutschen und Russen aufgeteilten Heimat nachtrauerte. Song-Schreiberin Aga steht hörbar in dieser Tradition. Mit ihrer warmen, immer sicheren Altstimme singt sie über die großen Themen des Lebens: die Liebe und den Hass, Sehnsucht und Zweifel, Freundschaft und Familie. Nur gelegentlich – vor allem gegen Ende des Konzerts – bricht sie aus der melancholischen Grundstimmung aus – etwa, wenn sie (übrigens auf Polnisch) von ihren Kindern erzählt, den Frost besingt oder „Küss mich!“ fordert.

Das Publikum applaudiert, lang und laut und spürbar berührt. Aga erklärt das Debüt mit fröhlichem Augenzwinkern zum Auftakt einer „Welttournee“. Von Melancholie keine Spur mehr.

Zur Soundcloud von Aga und die Jungs

Aga und die Jungs Kulturkirche Ost Köln GAG

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!