Auf den ersten Blick gibt es keine allzu augenfälligen Gemeinsamkeiten zwischen den den Bildern Antje Winkler-Sueßes zur rechten und Anne Dahm-Puchallas Bildern zur linken Seite der Kulturkirche Ost, aber auch keine augenfälligen Gegensätze. Der Betrachter muss sich beides erarbeiten, die Parallelen ebenso wie die Unterschiede. Zwei Künstlerinnen sind da offenbar am Werk, die ihre Gemälde aus dem Spiel mit den Farben schöpfen, aus der Kombination unterschiedlicher Elemente und Materialien sowie dem Aufeinanderschichten unterschiedlicher Ebenen. Beide schätzen den Reiz des Übermalens und erneuten Freilegens von Ebenen.
Die Motive bei Winkler-Sueße sind bisweilen konkreter als bei ihrer Kollegin, etwa bei ihren Gruppenbildern, die oft aus drei Figuren bestehen. „Ich habe immer gerne im Quadratformat gearbeitet“, sagt sie. „Und da mussten es für mich irgendwann drei Personen nebeneinander sein. Bei zweien hätte einer gefehlt.“ Seit etwa drei Jahren arbeitet sie außerdem mit Punktelementen, die sie vielfältig in ihre Bilder und Personenmotive integriert und von Gemälde zu Gemälde immer weiter dekliniert. „Das fing mit zufälligen Tuschemustern an, die Punkte enthielten“, erklärt sie. „Dann habe ich Punktmuster bewusst und sehr konkret eingesetzt. Inzwischen geht alles in eine experimentelle Richtung.“
Alles im Fluss
Hauptthema der Arbeiten von Anne Dahm-Puchalla ist Bewegung. Nicht nur die konkret sichtbare, körperlich manifeste, sondern auch die Bewegung in Form von Veränderung, die nur langsam, bei genauem Hinsehen erkennbar wird. „In der Kunst muss es immer um Wandlung gehen“, sagt sie. „Mit jeder Wandlung verändere ich auch mich als Künstlerin.“
Diese Haltung erfordert Mut – in vielerei Hinsicht. Veränderung zulassen zu können setzt das Eingeständnis voraus, dass Vollkommenheit unmöglich ist. „Für den Moment sind die Bilder dieser Ausstellung perfekt, wie sie sind“, sagt Dahm-Puchalla. „Aber eben nur für den Moment.“ Die notwendige Gelassenheit für diese Herangehensweise findet sie in der Philosophie des Wabi-Sabi, einem vom Zen beeinflussten Kunstverständnis, dass die Schönheit im stetigen Fluss der Dinge sucht und findet. Trivial auf den Nenner gebracht hat es das Wabi-Sabi auch hierzulande zu einem Sprichwort gebracht: Der Weg ist das Ziel. Und tatsächlich liefert dieser schlichte Satz einen wunderbar pragmatischen Interpretationsansatz für die die Gemälde Dahm-Puchallas – und auch die ihrer Kollegen Winkler-Suesse.
Zur Website von Anne Dahm-Puchalla
Zur Website von Antje Winkler-Suesse
Die wunderbare Musik zur Vernissage am 21. Juni 2017 kam vom Kölner Folk-Duo Birgit Lammersen und Roland Schriefer