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Barrio Latino

Ein Arche voller Abschaum
Seit 1999 bereichert Barrio Latino das Kunstleben Kölns um eine südamerikanische Identität. In unserer KULTURKIRCHE Ost zeigen sieben Mitglieder der vielseitigen Künstlergruppe neben ausgewählten Einzelarbeiten ein überlebensgroßes Teamkunstwerk: die Politarche.

Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist vom 22. März bis zum 20. April 2019 geöffnet, und zwar immer donnerstags, freitags und samstags jeweils von 16 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 0221/2011-373.

Eintritt: frei

Seit 2013 gibt es neben Gottesdiensten auch Lesungen, Konzerte und Ausstellungen in der Auferstehungskirche im rechtsrheinischen Köln. Das aber hat unsere KULTURKIRCHE OST bis zu diesem 22. März 2019 noch nicht gesehen: ein Schiff im Kirchenschiff.

Die Künstlergruppe Barrio Latino hat bis zum 20. April 2019 mit einem überlebensgroßen, rund sechs Meter langen Wassergefährt angelegt. Transparente Maler-Folie um seinen Bug visualisiert blaue Fluten, in denen Plastikmüll schwimmt. Eine farbige Gestalt – ein Geflüchteter aus Afrika möglicherweise – klettert über die Rehling, will dazu gehören zu den rund 200 Passagieren. Darunter befinden sich Politiker, Institutionen und Unternehmen, allesamt symbolisiert durch Collagen-artig beklebte Pappkegel.

Sie alle haben etwas gemeinsam: nämlich Dreck am Stecken, und zwar reichlich. Zwei Wandtafeln geben Auskunft über die Besatzung und die ihr vorgeworfenen Verfehlungen. Diktatoren sind dabei, die die Menschenrechte mit Füßen treten, Autokonzerne, die ihre Kunden mit präparierten Abgasanlagen betrügen, Chemie- und Pharmakonzerne, die auf Kosten der allgemeinen Gesundheit fette Profite erwirtschaften.

Gemeinsames Kunstwerk

Guillermo Malfitani war dabei beim Bau der Politarche in einer Werkstatt in Köln-Kalk, hat mitgeholfen, das Schiff auf einen Anhänger zu wuchten und zu unserer KULTURKIRCHE OST zu transportieren. „Ich hätte das Boot gerne noch größer gemacht“, sagt der Initiator der Ausstellung. „Aber sie musste ja in die Kirche passen.“ Alle Mitglieder der Künstlergruppe Barrio Latino haben mit angepackt, die Vision eines gemeinsamen Kunstwerks und unübersehbaren politischen Statements wahr werden zu lassen. „Wir wollen, dass die Leute nicht nur Fußball gucken, sondern sich auch für das interessieren, was um sie herum schief läuft“, sagt Malfitani.

In seiner eigenen künstlerischen Arbeit befasst sich der gebürtige Argentinier unter anderem mit dem urbanen Raum. Bei ihm passt eine ganze Stadt in einen Koffer. „Praktisch, oder?“ fragt er mit einem schelmischen Lächeln. „Man klappt einfach den Deckel zu und kann sie überall hin mitnehmen.“ So geht Städtereisen à la Malfitani. Zwar entspringen die tragbaren Metropolen allesamt der Phantasie, doch sie strahlen etwas aus, was ihr Schöpfer von Kindesbeinen an verinnerlicht hat: südamerikanisches Flair.

Die Vorstellung aller Ausstellenden übernahm die Kölner Kunsthistorikerin Dr. Christiane Pickartz. Sie brachte es so auf den Punkt: „Diese Künstler haben was zu sagen.“ Den Mitgliedern von Barrio Latino gehe es nicht um künstlerische Einheitlichkeit, sondern um gegenseitige Inspiration. Die daraus erwachsende Vielfalt macht die Ausstellung in unserer KULTURKIRCHE OST eindrucksvoll anschaulich.

Da ist etwa der aus Venezuela stammende Maler und Bildhauer Alberto Lares, der mit seinen plastischen Gemälden die vermeintlich vorgegebene Zweidimensionalität der Malerei durchbricht (siehe „Tsunami“ am Kircheneingang). Die Bildhauerin und Grafikerin Patricia Morocho aus (Ecuador) fertigt aus recycelter Wolle Textilkunst, die unter anderem vor Schwangerschaft oder Hashimoto schützen soll, während ihre Schwester Noemì mit Klavier und Gesang die Weltmusik repräsentiert. Aus Costa Rica ist Javier Quesada 1987 nach Köln gekommen, um sich hier mit seiner zart leuchtenden Bildsprache als vor allem abstrakt arbeitender Maler zu etablieren. Und auch Oswaldo Pulido, der in Bogota in einer Familie mit 18 Kindern aufwuchs, ist schon seit mehr als 30 Jahren in der Domstadt heimisch; er zeigt unter anderem seine Metallskulptur „Ja-Sager“, der jedem Betrachter durch sanftes Nicken allezeit Recht gibt. Ellen Loh-Bachmann ist – für diese Gruppe ungewöhnlich – in Deutschland geboren, lebte aber rund 20 sehr prägende Jahre in Mexiko und Peru; in ihrem noch unvollendeten „Polyptychon der Visionen“ entwirft sie das farbenfrohe Bild einer nachhaltigeren Welt.

Umfangreiches Rahmenprogramm

Es lohnt sich also, die Öffnungszeiten (siehe oben) zu nutzen und sich ein umfassendes Bild vom Wirken südamerikanischer Künstler in Köln zu machen. Idealerweise lässt sich das mit einer der zahlreichen Veranstaltungen verbinden, die im Rahmen der Ausstellung bis zum 20. April 2019 stattfinden.

Für alle Veranstaltungen gilt: Eintritt frei!

Zur Website von Barrio Latino

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