cornelia gisder ruth lange kulturkirche ost köln gag
Cornelia Gisder & Ruth Lange
3. März 2017
beate rösler Kulturkirche Ost Köln GAG
Beate Rösler
18. März 2017

Buck Wolters

Hier kommt die Sonne
Der Gitarrenvirtuose Buck Wolters, ein echter Meister seines Fachs, setzte in unserer KULTURKIRCHE OST der Hippie-Ära ein musikalisches Denkmal.

Wer hätt’s gedacht? Die KULTURKIRCHE OST ist ein Blumenkind! Ihr Bau fiel in die Zeit, als die Jugend in San Franzisco von einer neuen, friedlicheren Welt träumte, in Westberlin den Mief der Nachkriegszeit aus der Uni fegte und sich in Woodstock Gänseblümchen in die Haare flocht. „California Dreamin'“, „San Franzisco“ und „Black Magic Woman“ hießen die Hits, als die evangelische Kirchengemeinde Buchforst 1968 die Auferstehungskirche weihte. Heute steht das Gebäude außer für Gottesdienste auch für Kulturveranstaltungen aller Art zur Verfügung – und außerdem unter Denkmalschutz. Der in Bergkamen lebende Gitarrist Buck Wolters hatte sich also die passende Bühne ausgesucht, um den Musikern der Hippie-Ära ein Denkmal zu setzen.

„Ich freue mich sehr, an diesem besonderen Ort spielen zu dürfen – und dass ich hier so viele Hippies und Blumenkinder im Publikum sehe“, begann er den Abend und machte sich sogleich ans Titelstück seines Programms: Den Song „While my guitar gently weeps“ hatte George Harrison 1968 zum Weißen Album der Beatles beigesteuert. Nicht unbedingt der allererste Song, an den die meisten in Erinnerung an die Hippie-Zeit denken dürften, aber unabhängig von solchen Kategorisierungen ein absoluter Klassiker.

 
Der Daumen spielt Bass

Wolters interpretierte den melancholischen Song sehr persönlich, mit kleinen Phrasierungen hier und einem verspielten Solo da, mit etwas mehr Jazzanteil als im sehr harmonieseligen Original und – wie alle Stücke an diesem Abend – ohne Gesang. Sämtliche Parts der Arrangements – Schlagzeug, Bass, Harmonie und Melodie – übernahmen bei ihm die Hände. Lediglich der Daumen ist relativ eindeutig als Bassist zu erkennen, ansonsten ist es für die Augen nicht zu entschlüsseln und schlichtweg erstaunlich, was Wolters mit selbstverständlicher Virtuosität aus seiner schlichten Konzertgitarre herausholt.

Mit nonchalanter Akkuratesse, die dem Gitarrenkünstler genug Freiraum bot, sich mit meist geschlossenen Augen auf die emotionale Seite seines Spiels zu konzentrieren, ließ er weitere grandios durcharrangierte Reminiszenzen an die Hippiezeit folgen: unter anderem mit „Here Comes the Sun“ ein weiteres Beatles-Cover, die bereits erwähnten, unvermeidlichen Blumenkinder-Gassenhauer „San Franzisco“ (Scott McKenzie) und „California Dreamin'“ von den Mamas & Papas, „Angel“ (Jimi Hendricks), „I feel good“ (James Brown), „I shot the Sheriff“ in der Bob-Marley-Version und „Wonderful Tonight“ (Eric Clapton).

Neben seiner beeindruckenden Fingerfertigkeit zeigte Buck Wolters auch, dass er ein guter Entertainer ist. Zu fast jedem Titel wusste er eine amüsante Geschichte zu erzählen, die nicht jeder Zuhörer im Publikum schon tausendmal gehört haben dürfte.  Etwa die von George Harrison, der sich – gefrustet von einer Anzeige wegen Marihuana-Besitzes – in den Garten seines Kumpels Eric Clapton geflüchtet hatte und in jenem Moment, da die Sonne hinter den Wolken hervorkroch, die Harmonie zu seiner wunderschönen Ballade „Here Comes the Sun“ auf seiner Gitarre fand.

Altes neu entdecken

Wolters gab dem Stück in seiner Interpretation etwas mehr Tempo und Groove als die Beatles, ließ die Sonne durch Claptons Garten tanzen und machte damit – wie so oft an diesem Abend – alles richtig. Indem er bekannte Stücke bedingungslos den Regeln der butterweichen Nylongitarre unterwirft, erinnert er ein bisschen an große Coverkünstler wie Cat Power oder Uwe Schmidt (LB, Señor Coconut) und lässt sein Publikum Altbekanntes (und manchmal auch Altbackenes) ganz neu entdecken.

Den Schlussapplaus nach der Zugabe überließ er seiner unscheinbaren Begleitband mit den Sechs Saiten und dem schwarzen Korpus. Angemessen – schließlich hat die Gitarre ja die ganze Arbeit gemacht.

Zur Website von Buck Wolters

 

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!