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Duo PP

Ein Festival der Flötentöne
Das Duo PP aus Köln hat ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Sebastian Pachel, eine Hälfte des Duos, ist der einzige Panflötist, der das Examen einer deutschen Musikhochschule in diesem Fach besitzt. Mit dem hochtalentierten Gitarristen Marius Peters an seiner Seite und einem von Genre-Grenzen freien Repertoire brachte er den Zuhörern in unserer KULTURKIRCHE OST die Flötentöne bei.

Ob Johann Sebastian Bach die Panflöte kannte, ist nicht überliefert. Spätestens aber, seit der rumänische Virtuose Gheorghe Zamfir in den 1970er Jahren immer wieder auf Bachs Werk zurückgriff, drängt sich der Eindruck auf, dass Bach manches Stück direkt für das Blasinstrument mit dem berauschend sanften Klang geschrieben hat. Aus eben diesem Grund dürfte auch das Kölner Duo PP aus Panflötist Sebastian Pachel und Gitarrist Marius Peters den 2. Satz aus der Orchestersuite D-Dur BWV 1068, besser bekannt als „Air“, ins Repertoire aufgenommen haben. Emotionaler, weicher und schwelgischer als auf der Panflöte lässt sich dieser Welthit des berühmtesten Leipziger Thomaskantors aller Zeiten kaum interpretieren.

 

Es schadet dabei freilich nicht, wenn man sein Instrument beherrscht, und das tun Pachel und Peters gleichermaßen auf höchstem Niveau. Peters kennt man in unserer KULTURKIRCHE OST ja schon seit seinem fulminanten Auftritt mit Klaus der Geiger. Auch an Pachels Seite zeigt er, was ihn zu einem herausragenden Gitarristen macht: unstillbare Spielfreude, beeindruckende Fingerfertigkeit, viel Sinn für Dynamik und wenig Sinn für Genregrenzen. Denn auch dafür steht Bachs „Air“: Wie wunderbar wurscht es ist, ob eine Komposition – vom wem auch immer – der sogenannten „E-“ oder „U-Musik“ zugeordnet wird. Hauptsache, es ist gute Musik!

Von ruhig bis feurig

Und davon stand beim Duo PP eine ganze Menge auf der Setlist. Der Umstand, dass es in der Musikwelt kaum dedizierte Literatur für Gitarre-und-Panflöten-Besetzungen gibt, dürfte bei der Zusammenstellung eher ein Vor- denn ein Nachteil sein. Alles, was gefällt und sich passend arrangieren lässt, kommt in Frage. In unserer KULTURKIRCHE OST ließ es das Duo PP mit den Nocturnes Nummer eins und drei von Friedrich Burgmüller ruhig angehen, hangelte sich sodann über irische Traditionals („Star of the County Down“ und „Danny Boy“) und Jacques Iberts „Entr’acte“ zur bereits ausgiebig erwähnten „Air“-Suite, um nach einem Abstecher in den Bossa Nova („Manhã de Carnaval“ von Luiz Bonfá) bei einer feurigen Interpretation von Johannes Brahms‘ Ungarischem Tanz Nummer fünf zu landen. Danach war erstmal Pause. Zum Luftholen.

Atemlos ging es weiter: Mit seiner Eigenkomposition „Running Fast“ bespielte Marius Peters das wunderbare Gefühl, wenn man „beim Joggen einen guten Tag erwischt hat“. Treibende Bässe beschrieben das Laufgeräusch, die ruhigen Akkorde zum Ende hin kommentierte ein Zuhörer trocken mit: „Das ist das Duschen danach“. Es folgten die Beatles („Junk“), Claudio Riffero („Preghiera alla Luna“), Jazz-Standards („Autumn Leaves“) und Astor Piazzolla („Oblivion“, „Libertango“). Das Wundersame daran: All diese Stücke aus unterschiedlichen Jahrhunderten, Erdteilen und musikalischen Philosophien ergeben ein stringentes, stilistisch stimmiges Programm, wenn das Duo PP es spielt. Den Roten Faden zwischen den Kompositionen spinnt Sebastian Pachel mit seinem einzigartigen Spiel.

Klar und präzise

Seine Panflöte hat er sich übrigens, wie er den Zuhörern verriet, eigens in Rumänien anfertigen lassen, wo dieses Instrument größere Bedeutung hat als hierzulande. Die einzelnen Flöten sind dabei nicht – wie sonst üblich – aus Holz oder Bambus, sondern aus Messing. „Ich wollte einen klareren, präziseren Klang als er mit den traditionellen Instrumenten möglich ist“, erklärte Pachel. So schließt sich der Kreis zu Johann Sebastian Bach: Jede Orgel hat außer Pfeifen aus Holz auch solche aus Metall.

Zur Website von Sebastian Pachel. Hier ist auch das Album „Estaciones“ des Duo PP erhältlich. 
Zur Website von Marius Peters

 

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!