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Fotoclub City Treff
5. Mai 2017
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Oliver Jordan
3. Juni 2017

Eric Andersen

Verträumt versöhnlich
Eine Musikerlegende in unserer KULTURKIRCHE OST: Eric Andersen („Thirsty Boots“) präsentierte im Rahmen der Heinrich-Böll-Hommage das sanft-poetische Singer/Songwriting, das ihn weltberühmt gemacht hat.

„Klar geh‘ ich da hin. Das ist der Mann, der Thirsty Boots geschrieben hat. Den muss ich mir anschauen!“ Sie wissen nicht, von welchem Lied der Besucher des ausverkauften Eric Andersen-Konzerts in der KULTURKIRCHE OST sprach? Dann hören Sie mal rein:

JUDY COLLINS & ERIC ANDERSEN - "Thirsty Boots" 2002

Dieser Song war Teil des Albums „Bout Changes ´N Things“, das den damals 23-jährigen Eric Andersen 1966 in die Riege der großen Singer/Songwriter seiner Zeit katapultierte, in eine Liga mit Bob Dylan, Joan Baez, Johnny Cash und Peter, Paul & Mary. Sie alle coverten später Songs von Andersen – und Judy Collins machte das zerbrechlich-leise „Thirsty Boots“ zu einem Welthit. Es ist das Schicksal Andersens, dass er selten persönlich die ganz große Aufmerksamkeit erfuhr, sondern zumeist in der zweiten Reihe stand. Doch mit sanft-poetischen Liedern wie „Violets Of Dawn“ und „Close The Door Lightly“ half er mit, größere Stimmen als die seine weltberühmt zu machen.

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Es ist berührend zu sehen, dass auch ein solcher, in mehr als 50 Jahren Bühnenleben vermeintlich mit allen Wassern gewaschener Haudegen wie Eric Andersen vor einem Auftritt nervös ist. Die Kulturkirche hat keinen Backstage-Raum im klassischen Sinne, also keinen Rückzugsort hinter der Bühne für die Künstler. Andersen stimmt die Gitarren nochmal, sortiert seine Notizen, richtet die Mundharmonika-Halterung und seinen schwarzen Hut, während sich die Kirchenbänke vor ihm füllen, und wirkt dabei leicht fahrig.

Licht von oben

Die Erwartungen sind – das Eingangszitat deutet es an – riesig. Doch Andersen ist keiner, der noch Erwartungen bedienen muss. Seine Lieder sind viel zu still, seine Texte viel zu persönlich, um als Fundament für extrovertierte Auftritte dienen zu können. „Es ist ist ein Vergnügen, in dieser wunderschönen Kirche spielen zu dürfen“, sagt er leise ins Mikrofon, bevor er die ersten Töne auf seiner Akustikgitarre zupft. „Ich liebe es, wie das Licht von oben seitlich einfällt. Und dabei auf diese Bilder großer Persönlichkeiten zu blicken, die sie in einem Augenblick ihres Lebens einfangen.“

Andersen hat eine persönliche und vor allem auch eine künstlerische Beziehung zu Deutschland. „Die Deutschen haben – von Hitler abgesehen – viel getan für die Kultur“, sagt er. „Die Deutschen haben keine Angst, Dinge zu versuchen.“ Eine Aussage, die man über Merkel-Land eher selten hört. Seine positive Einschätzung der deutschen Risikobereitschaft mag daher rühren, dass ein Kölner Label seine Platten verlegt. Außerdem verbindet ihn mit Oliver Jordan eine kollegiale Freundschaft, die Böll-Hommage in der Kulturkirche Ost ist nicht seine erste Zusammenarbeit mit dem Kölner Maler. Mit René Böll, dem Sohn des Nobelpreisträgers, arbeitet er an Songs zu Böll-Texten.

Auf der Bühne unterstützt ihn bei vielen Songs seine Frau Inga, mit der er in der Nähe der norwegischen Hauptstadt Oslo lebt und gelegentlich in die alte Heimat nach New York pendelt. Das Publikum in der Kulturkirche wird Zeuge eines kleinen, sympathisch-feinen Dialogs zwischen den Eheleuten. Sie: „I love you“. Er: „I love you, too.“ Sie: „I love you three …“

Die Vögel singen mit

Es sind vermeintliche Nebensächlichkeiten wie eine zweite Frauenstimme, die es dem Laien leichter machen, die wahre Größe von Andersens Musik zu erkennen. Spontan eignet sich fast jeder seiner Songs ideal als romantische Lagerfeuernummer am Rande eines sonnigen Hippie-Festivals irgendwo auf der Welt. Das ist unbedingt als Kompliment zu verstehen: Eric Andersen gehört zum erlauchten Kreis derer, die die Form des schlichten Gitarrensongs, der von den großen Themen des Lebens erzählt, für seine Generation erschlossen haben und damit bis heute stilprägend wirken.

„The birds could singing just for us“, singen die Andersens, und tatsächlich dringt gelegentlich das sommerliche Zwitschern der Vögel von draußen herein. Es ist also nicht nur die schon häufig an dieser Stelle gelobte Akustik der Kulturkirche Ost, die diesen Konzertabend zu einer ganz besonders runden Sache macht, die gesamte Inszenierung an diesem Sommerabend ist für Eric Andersens Songs gemacht. Und so kann er auch gar nicht anders, als irgendwann „Thirsty Boots“ zu spielen.

Zur Website von Eric Andersen

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Gaststar Amy Antin steuerte zwei Lieder zu Eric Andersens Auftritt bei.

 

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!