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Alexandra Birschmann
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Mark Gierling Band Luther Gerhardt Kulturkirche Ost Köln GAG
Mark Gierling & Band
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Giotto Roussies Trio

Von Juchzern begleitet
Drei junge Jazzmusiker bescherten den Zuhörern in unserer KULTURKIRCHE OST einen Abend voll spielerischer Leichtigkeit. Das Giotto Roussies Trio führte vor, wieviel Glück in ein paar Takten klassischem Jazz liegen kann.

Darf man seiner Website glauben, ist Giotto Roussies seiner Zeit voraus. Denn alles, was der in Österreich aufgewachsene und Köln lebende Pianist dort über sich und seine Arbeit mitteilt, trägt das „Copyright 2023“. Wer aber nun bei seinem Konzert in unserer KULTURKIRCHE OST futuristische Klänge erwartet haben sollte, dürfte aus dem Staunen kaum hinausgekommen sein. Ein ganz und gar klassisches Jazztrio hatte auf dem kleinen Altarsockel seine Instrumente aufgebaut: Roussies ein (E-)Piano, Torben Schug seinen Kontrabass und Eddie Jensen sein Schlagzeug.

Giotto Roussies Trio Kulturkirche Ost Köln GAG

 

Anja Pendzialek, Organisatorin des Kirchenträgers GAG Immobilien AG, schickte die Band mit reichlich Vorschusslorbeeren ins Rennen: „Ich habe sie bereits live gehört und war so eingenommen, dass ich wusste: Die müssen in unserer KULTURKIRCHE OST spielen.“ Soviel Vorweg: die Musiker erwiesen sich den einführenden Worten mehr als würdig und präsentierten ein Programm aus Eigenkompositionen und Jazz-Standards.

Ein eben solcher bildete den Auftakt des Konzerts: „It could happen to you“, ein Stück aus den 1940er Jahren, ist vor allem in der Interpretation des Miles Davis Quintet bekannt geworden. Mit bewundernswerter Leichtigkeit reihte sich das Giotto Roussies Trio in die Riege großer Künstler ein, die sich an diesem Stück versuchten – darunter Chet Baker, Nat King Cole, Chick Corea oder Keith Jarrett. Roussies spielte mit der Akustik des Kirchenraums Ping Pong, hatte dafür das E-Piano eigens in die Mitte des Altarraums gerückt. Schug und Jensen sicherten dem leichthändigen Klavierspiel das Fundament, ohne das es wohl im Hall verklungen wäre, und übernahmen gelegentlich den Lead von Roussies.

Selbstbewusst und selbstverständlich

Aus dem steten Wechsel entstand ein selbstverständlicher Fluss, der durch sämtliche Stücke des Abends trug. In keiner Sekunde erweckte ein Musiker den Eindruck, sich sonderlich anstrengen zu müssen – eine große Leistung angesichts des anspruchsvollen Programms, zu dem weitere Standards wie „I’ll be seeing you“, „Billie’s bounce“ und „Darn that dream“ gehörten. Sinnbildlich für die unendliche Leichtigkeit des spielerischen Seins das Lächeln, das immer wieder über die Gesichter der Instrumentalisten huschte – und ebenso über die der Zuhörer.

Besonders spannend: die eigenen Ideen der Drei, beispielsweise die Skizze „The Song“, die Roussies erst dieser Tage erdacht hatte und beim Konzert spontan anspielte. Er begann mit einem fast schon poppigen Loop, der ähnlich auch in einer HipHop- oder Elektronik-Produktion Verwendung finden könnte, über den alle drei in der Folge gleichsam verspielt und doch auf den Punkt genau improvisierten. Ein echter Glücksmoment, begleitet von einzelnen Juchzern aus dem Publikum.

Die fast beiläufig hingetupften Hinweise, als Vollblut-Jazzer eben nicht nur dem klassischen Jazz verpflichtet zu sein, sondern als im Hier und Jetzt lebender Mensch Einflüsse aus allen möglichen musikalischen Stilrichtungen aufnehmen und verarbeiten zu können, sind neben der spielerischen Brillanz und der gewiss hart erarbeiteten Perfektion im Zusammenspiel ein echtes Alleinstellungsmerkmal des Giotto Roussies Trios. Dies garniert mit einer Prise Humor – wie etwa dem durch rhythmische Aus- und Weglassungen glänzenden Drumsolo Jensens in „I’ll be seeing you“ – macht die Dreiercombo zu einer sicheren Wette auf einen erfolgreichen Konzertabend. Anja Pendzialek hatte also keineswegs zuviel versprochen.

Zur Website von Giotto Roussies

Giotto Roussies Trio Kulturkirche Ost Köln GAG

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