Jeanine Vahldieck Band

Terrence Ngassa Band Kulturkirche Ost Köln
Terrence Ngassa Band
22. März 2022
Reni Scholz (M.) bei der Ausstellungseröffnung "Kollaborate" mit Myriam Thyes (r.) und Prof. Irene Daum in unserer Kulturkirche Ost in Köln
Reni Scholz
2. Mai 2022

Jeanine Vahldieck Band

Jeanine Vahldieck Band Kulturkirche Ost Köln
„Gute Laune Tour“: ein Abend voller Arpeggios 

Sieht wirklich schön aus, der Saal unserer KULTURKIRCHE OST, wie er so beim Eintreten vor einem liegt, getaucht ins warme Licht eines bevorstehenden Konzerts. Die Jeanine Vahldiek Band ist zu Besuch, angereist aus Dedeleben im Harz, und zwar dem sachsen-anhaltinischen Teil. Mitgebracht haben sie eine stattliche Konzertharfe, die Jeanine Vahldiek zupft, und eine recht pittoreske Sammlung von Percussionsinstrumenten, die Steffen Haas tupft; zwischendurch oder nebenbei greifen die beiden auch mal zu einem Saiteninstrument, etwa einer Bassukulele oder eine Hawaiigitarre. Ein ziemlich ungewöhnliches und ziemlich umfangreiches Instrumentarium für so eine vergleichsweise überschaubare 2-Leute-Combo.

Politisches Statement

Und noch was haben die beiden mitgebracht: „Gute Laune“ nämlich, so haben sie ihre Deutschland-Tour zu ihrem Album „Kitschig wunderbar“ überschrieben, dem ersten mit deutschen Texten. Die Tournee führt sie 2022 über zahlreiche Dörfer und Kleinstädte, aber auch in Metropolen wie Berlin, Leipzig oder Dresden. „Gute Laune“ ist dabei wohl nicht nur als probates Mittel gegen persönlichen Stress zu verstehen, sondern quasi als Überlebensprinzip in einer ziemlich schlechtgelaunten Welt. Wer seiner Musik in diesen Zeiten solch eine Überschrift gibt, setzt damit durchaus ein politisches Statement.

 

Ein Umstand, der den beiden glücklicherweise bewusst ist. „Nur weil wir jemanden anlächeln, heißt das nicht, dass wir nicht wissen, was auf der Welt passiert“, sagt Jeanine Vahldiek und ruft dazu auf sich wohlzufühlen, auch wenn die Welt so ist wie sie gerade nun einmal ist. „Das ist möglich!“

Ihre persönliche gute Laune bewahrt sich Jeanine offenbar mit der Hilfe von bedingungslos optimistischen Mal-zwei-, mal-drei-, mal-vier-Akkorde-Tunes, die sie selbst textet und komponiert und zu denen der geneigte Hörer unwillkürlich die Lippen zum Mitpfeifen spitzt. Wenn der Dampfer nicht ablegen will und das Warten an Deck unerträglich wird – schreibt Jeanine einfach ’nen Song („Prima“). Wenn das Stimmgerät für die Harfe rumzickt – malt Jeanine bunte Punkte auf einen Gute-Laune-Stein („Spring“). Und wenn die Zuhörer gucken, wie sie nun mal manchmal gucken – schmettert Jeanine ihnen ein „Ich schau euch beim Zuhören zu“ in die Gesichter. Gute Laune als heilige Bürgerpflicht sozusagen.

Umdeutung der Harfe

Die meisten ihrer Lieder singt Jeanine zur Harfe, weltweit vermutlich das Lieblingsinstrument professioneller Melancholiker. Doch auch diese Umdeutung geht Jeanine leicht von der Hand. Schließlich lassen sich auf den ungefähr genau 47 Saiten mit dem supersoften Sound auch ganz easy Durakkorde zupfen.

In der zweiten Hälfte des Konzerts in unserer KULTURKIRCHE OST hält dann aber doch ein wenig Schwermut Einzug. Womöglich folgten die englischsprachigen Songs der ersten Alben noch nicht dem neuerlichen Gute-Laune-Diktat. Vor allem aber scheint Jeanine Vahldieck bewusst zu sein, dass auch die beste Laune bisweilen an Grenzen stößt. Ein Stück über ein vom Vater missbrauchtes Mädchen, das ihr in einem Frauenhaus begegnet ist, kommt ganz ohne Worte aus. Es ist an diesem an Arpeggios reichen Abend der Höhepunkt. 

Dennoch – oder gerade deshalb – fällt die Kurve zur „Guten Laune“ am Ende des Auftritts wieder leicht: „Genial“ heißt der Song vor der Zugabe, in dem Nebenmann Steffen Haas noch einmal alles auffährt, was sein Klicker-, Pling- und Plopp-Repertoire hergibt, und den Jeanine Vahldiek so kommentiert: „Es gibt immer irgendwas, das einfach nur genial ist. Das darf man nie vergessen!“ Wird sofort erledigt.

Zur Website der Jeanine Vahldiek Band

Jeanine Vahldieck Band Kulturkirche Ost Köln

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