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15. April 2017
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Fotoclub City Treff
5. Mai 2017

Jürgen Becker

Wenn der Guppy mit dem Guppy
Der Kölner Kabarettist Jürgen Becker und sein Programm „Volksbegehren“: So ausführlich (und so pointiert) wurde in der Auferstehungskirche Buchforst, unserer KULTURKIRCHE OST, vermutlich noch nie über Sex gesprochen.

Das Licht blieb an, bis zum Schluss. Und das war wahrscheinlich auch besser so, denn ansonsten wäre es möglicherweise zu einem handfesten Skandal gekommen, über den die Kölner noch jahrelang gesprochen hätten. Jürgen Becker berichtete bei seinem Auftritt in der proppevollen Kulturkirche Ost von einem Experiment, bei dem Frauen und Männer in einen dunklen Raum gesperrt wurden. „Erst haben sie sich unterhalten und dann angefangen zu fummeln. Das heißt also: Wenn man Männer und Frauen in ein Zimmer steckt und das Licht ausmacht, kommt es zum Sex.“

jürgen becker GAG kulturkirche ost

Seit mehr als 30 Jahren gehört Jürgen Becker zum Ensemble des politischen Kabaretts in Deutschland. Die WDR-Sendung Mitternachtsspitzen, die er 1992 erstmals moderierte, hat ihn weit über die Grenzen Kölns und Nordrhein-Westfalens hinaus bekannt gemacht. Als kompetenter Sexualberater ist er in dieser Zeit nicht unbedingt aufgefallen, wohl aber als versierter Pointenproduzent, der mit staunenswerter Leichtigkeit scheinbar völlig unvereinbare Themen verbindet und so neue, meist lustige, bisweilen nachdenklich machende Perspektiven eröffnet.

Bienenkönigin Merkel

Dies bewies er auch in der Kulturkirche Ost. Die unterschiedlichen Methoden der Fortpflanzung in Flora und Fauna lassen sich ja tatsächlich wunderbar in Beziehung setzen zum menschlichen Treiben in Politik, Gesellschaft und Religion. Beispiel eins: die Bienen. Bei ihnen ist eine einzige Königin für den Fortbestand und das Wachstum eines Volkes zuständig. „Stellen Sie sich vor, wir müssten alle mit Angela Merkel schlafen“, kommentierte Becker. „Da hätte die gar keinen Bock drauf.“

Beispiel zwei: die Guppys. Bei dieser Fischart spielen Äußerlichkeiten die wichtigste Rolle bei der Wahl des Sexualpartners. Becker: „Wenn man in einen Schwarm mit blauen Flossen einen Guppy mit roten Flossen setzt, bekommt der alle Weibchen. Durch Apps wie Tinder, bei denen es allein aufs Aussehen ankommt, nähern wir Menschen uns wieder solchen Tieren an.“

Zweieinhalb Stunden suchte und fand Becker zahllose vergnügliche und anzügliche Antworten auf diese wohl grundlegendste aller Fragen: „Wozu gibt es überhaupt Sex? Wat soll der Quatsch?“ Selten verpasste er dabei die Chance auf einen Kommentar zum gegenwärtigen Weltgeschehen. Fast alle Religionen beispielsweise versuchten, die Sexualität der Menschen einzuschränken, insbesondere jene der Frauen. Ein aktuelles Beispiel liefert die Politik des religiös geprägten Erdogan-Regimes in der Türkei. Dort wolle, so Becker, der Stellvertreter des Staatspräsidenten den Frauen jetzt sogar das Lachen in der Öffentlichkeit verbieten, weil es auf die Männer aufreizend wirken könne. Becker dazu trocken: „Dann sollte man als Präsidenten möglichst keine Witzfigur aufstellen.“

Traditionell beendet der Kölsche Jung seinen Auftritt mit Freikölsch für seine Zuhörer. Den passenden Rausschmeißer dazu lieferten die Beatles: „All you need is love“. Damit sollte die Ausgangsfrage dann dem Daseinszweck für den Sex in dieser Welt ausreichend beantwortet sein.

Zur Website von Jürgen Becker

 

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