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Devakumaran Manickavasagan
7. Juni 2017
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Antje Winkler-Sueße & Anne Dahm-Puchalla
21. Juni 2017

Katja Backhaus & Claudia Gahrke

Bölls Worte als Mahnung
Ungeahnte Perspektiven auf das Wirken des Literatur-Nobelpreisträgers eröffneten die Philosophin Katja Backhaus und die Schauspielerin Claudia Gahrke am Rahmen der Hommage an Heinrich Böll in unserer KULTURKIRCHE OST.

Der Jubilar Heinrich Böll, der 2017 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, hätte sicher seine Freude gehabt an dieser Veranstaltung, in der sich zwei Frauen auf ganz unterschiedliche Weise mit seinem Werk auseinandersetzten. Die politische Philosophin Katja Backhaus sprach zum Thema „Widerstandsrecht ist ein Freiheitsrecht“. Die Schauspielerin Claudia Gahrke las Auszüge aus dem noch unveröffentlichten Tagebuch 1943 bis 1953 von Heinrich Böll sowie seine Erzählung „Die schwarzen Schafe“, das Gedicht „Meine Muse“ und „Wenn Seamus einen trinken will“ aus dem irischen Tagebuch. Die Veranstaltung war Teil der Ausstellung „Augenblicke – Hommage an Heinrich Böll“ mit Werken von Oliver Jordan.

 

Die Gedanken des deutschen Literaturnobelpreisträgers sind heute aktueller denn je. Es ist fast schon erschreckend festzustellen, wie gut die Texte von Heinrich Böll in die heutige Zeit passen, in der Politik und Öffentlichkeit über den massenhaften Einsatz von Online-Durchsuchungen, die Video-Überwachung öffentlicher Plätze und die Ausweitung der Vorratsdatenspeicherung diskutieren. Im Kampf gegen den Terror werden derzeit allzu schnell die Freiheits- und Grundrechte der Bürger eingeschränkt.

Kritischer Beobachter

Die Worte Bölls kann man vor diesem Hintergrund nur als Mahnung lesen. Schon vor mehr als einem halben Jahrhundert warb er dafür, politische Entscheidungen stets zu hinterfragen. Seine Texte zeigen ihn als kritischen Beobachter gesellschaftlicher Fehlentwicklungen. Oft sprach der Schriftsteller das aus, was andere nicht zu sagen wagten – und appellierte damit an ihr politisches Bewusstsein.

Böll weiß aus seinen Kriegstagen, dass die Freiheit einen hohen Preis hat. Seine Tagebucheinträge aus den Jahren 1943 bis 1953 sind die eindringlichen Aufzeichnungen eines Menschen in Lebensgefahr.

Die gesamten sechs Jahre, die der Zweite Weltkrieg dauert, ist der junge Heinrich Böll im Krieg. Als Gefreiter der Deutschen Wehrmacht kommt er an Kriegsschauplätze in Frankreich, Polen, Rumänien, Ungarn und Russland. Mehrfach wird er während der Jahre von 1939 bis zum Kriegsende im Jahr 1945 verwundet. Seine Tagebuchnotizen zeigen ihn als jemanden, der seine verstörenden Eindrücke über den Krieg kaum in Worte fassen kann. Hier schreibt nicht der weltberühmte Schriftsteller, sondern einfach ein junger Mann, der Angst hat und verzweifelt ist.

Die richtigen Worte fehlen ihm hingegen in seinen späteren Schriftstücken nicht. In seiner Erzählung „Die schwarzen Schafe“, im Gedicht „Meine Muse“ und „Wenn Seamus einen trinken will“ schreibt der Autor, wie man ihn zu schätzen gelernt hat: einfach und realistisch. Mit einer übertrieben satirischen Darstellung, um die Dinge „ins rechte Licht“ zu rücken.

Lesen Sie hier den Vortrag „Widerstandsrecht ist ein Freiheitsrecht“ von Katja Backhaus.

 

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!