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Klaus der Geiger & Marius Peters

Klare Ansagen
E-Musik oder Protestlieder? Einen Abend lang waren diese beiden vermeintlich unvereinbaren Genres in unser KULTURKIRCHE OST kein Widerspruch. Dank des kongenialen Duos Klaus der Geiger und Marius Peter – mit 50 Jahren Altersunterschied.

 

Klaus der Geiger Marius Peters Kulturkirche Ost Köln GAG

 

Das Vorprogramm kam einigen Besuchern der KULTURKIRCHE OST sicher spanisch vor – oder war das Italienisch, gar Rumänisch? Weder noch, klärte Sängerin Eike Kutsche am Ende ihres stimmigen Kurzauftritts auf: Die Texte der Lieder, die sie – begleitet von Simone Koch an der Gitarre – mit ihrem gefühlvollen Sopran sang, hatte sie in einer selbst erfundenen Fantasie-Sprache verfasst. Kutsche freute sich, ein besonderes Geburtstagskind im Publikum begrüßen zu dürfen: ihren Vater, der an diesem Tag sein 80. Lebensjahr vollendete, saß in der ersten Reihe.

Klaus der Geiger Marius Peters Kulturkirche Ost Köln GAG

In dieser Altersklasse ging es weiter, zumindest teilweise: Nach dem Vorprogramm betrat Klaus „der Geiger“ Wrochem die Bühne, der im Januar 80 wird. Begleitet vom 30-jährigen Gitarristen Marius, mit dem er seit sieben Jahren zusammenarbeitet. Das zweite gemeinsame Album „Imma Dolla“ stellten sie vor, auf dem neben Eigenkompositionen auch Musik des italienischen „Teufelsgeigers“ Niccolò Paganini (1782-1840) zu hören ist.

Los ging es aber mit einer weiteren Irritation: Das erste Stück war doch „Misirlou“ aus dem legendären Spielfilm „Pulp Fiction“, oder? Nicht ganz falsch, erklärte Klaus von Wrochem. Der Soundtrack zum Film habe die Surfrockfassung von Dick Dale in den neunziger Jahren zwar weltberühmt gemacht, aber: „Ursprünglich ist das Stück ein griechischer Tango.“

Musikalischer Einsatz für den Umweltschutz

Den Auftritt in unserer KULTURKIRCHE OST absolvierte Wrochem ohne Mikrofon, dafür leicht erkältet. Einige Details seiner Texte und Ansagen gingen dadurch im Kirchenrund verloren, seine politische Einstellung aber kam glasklar an: Er sehe sich mit seinem Einsatz für den Umweltschutz als „Stellvertreter der Kinder“, sagte er etwa. Aus dem Schlachtruf der Fridays For Future-Bewegung – „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut“ – hat er ein komplettes Lied gemacht. Die Zuschauer drückten nicht nur ihre Zustimmung aus, wenn es allgemein gegen Gier, Geiz, Hass und Krieg ging. Auch für den Refrain „Oh, tun mir die Augen weh, wenn ich denk an RWE!“ gab es – trotz des etwas schrägen Bildes – reichlich Applaus; manche sangen sogar mit.

Kennengelernt haben sich die beiden Musiker – übrigens beides Absolventen der Kölner Musikhochschule – 2012. Peters spielte mit seiner Band auf dem Sommerfest der Martin-Luther-Kirche in der Kölner Südstadt. Von Wrochem stand im Publikum. Als eins seiner Lieblingsstücke angestimmt wurde („Black Orpheus“ von Jobim) stürmte er mit einem Geigenkollegen die Bühne und spielte einfach mit. „Das war eigentlich nicht okay“, sagt der Deutschland-weit bekannte Straßenmusiker heute. Peters aber nahm ihm das nicht übel: „Ich wusste zwar nicht, wer da auf der Bühne rumhampelt. Aber plötzlich war eine Wahnsinnsstimmung.“

Später kam man ins Gespräch, lernte einander kennen. Klaus der Geiger lud den vielfach ausgezeichneten Klassik- und Jazzinstrumentalisten, der sein Enkel sein könnte, zum Edelweißpiratenfestival ein. „Ich brauchte einen Gitarristen, der Noten lesen kann.“ Als musikalische Schnittstelle bot sich Astor Piazzolla. Dem argentinischen Komponisten widmeten sie das erste Album „Piaddolla“, da sie 2017 in unserer KULTURKIRCHE OST vorstellten. Dessen Stück „La Calle 92“ stand auch an diesem Abend auf dem Programm.

Geübt und trotzdem improvisiert

Selbstverständlich kam auch Paganini, der Star des zweiten Albums der beiden, nicht zu kurz. Für die Aufnahmen hatte sich von Wrochem Paganinis „genialste Kompositionen“ vorgenommen, die 24 Capriccios für Solo-Violine. „Ein technischer Kraftakt. Um den hinzubekommen, habe ich mal wieder richtig geübt.“ Auf die für ihn und Peters typischen Improvisationsausbrüche verzichtete er allerdings trotzdem nicht.

Am Ende gab es stehende Ovationen, eine Zugabe, dann standen erneut alle. „Wir kommen gerne wieder“, versprach Marius Peters. Die letzte Stippvisite des kongenialen Paares ist knapp drei Jahre her – für die meisten Besucher muss es bis zur nächsten nicht ganz so lange dauern.

Zur Website von Klaus „der Geiger“ Wrochem
Zur Website von Marius Peters

Klaus der Geiger Marius Peters Kulturkirche Ost Köln GAG

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!