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Menschensinfonieorchester

Ausweitung der Komfortzone
Eine Jazz-Combo in Big-Band-Größe gibt’s in Köln-Buchforst auch nicht alle Tage. Das Menschensinfonieorchester Köln begeisterte das Publikum in der vollbesetzten Kulturkirche Ost mit Tempo, Dynamik und Spiellaune.

Zum Verlassen der sogenannten „Komfortzone“ hatte die Kölner Bildhauerin Beate Steven in ihrer Ausstellung „Feelgood. Leaving the Comfort Zone“ aufgerufen. Dass zur Finissage das Menschensinfonieorchester Köln aufspielte, war deshalb folgerichtig: Wenn jemand um die Dehnbarkeit des menschlichen Wohlfühlbereichs weiß, dann wohl dieses 15-köpfige Ensemble aus, so formuliert es die Selbstauskunft, „obdachlosen und nicht obdachlosen MusikerInnen“. Auch das Publikum in der bestens gefüllten Kulturkirche Ost war in dieser Hinsicht augenscheinlich bunt gemischt. Die Besucher feierten also nicht nur die Musiker, sondern ein bisschen auch sich selbst.

Alessandro Palmitessa, eingebürgerter Südstadt-Kölner mit italienischen Wurzeln, hat das Menschensinfonieorchester 2001 gemeinsam mit Pfarrer Hans Mörtter aus der Taufe gehoben. Seither hat er viel Erfahrung darin sammeln können, wie man einem solch heterogenen Gebilde aus völlig unterschiedlichen Biographien den harmonischen Zusammenklang beibringt. Mit einer für einen Italiener vermeintlich untypischen Bierruhe lotst er den Musikdampfer MSO auch durch anspruchsvolle Arrangements, die übrigens allesamt auf eigene Kompositionen der Orchestermitglieder zurückgehen.

Klangkoloss im 3/4-Takt

Das Konzert beginnt mit leisen Klavierklängen. Nach und nach steigen die übrigen Musiker ein: die vier Mann starke Rhythmusabteilung aus Drumset und Percussions, die umfangreiche Bläsersektion aus drei Trompeten, Saxophon, Posaune und Querflöte sowie Geige und Gitarre. Die einfache Akkordfolge entfaltet sich zu einem mächtig dröhnenden, sich im Dreivierteltakt gemächlich hin- und herwiegenden Klangkoloss, der ab- und wieder anschwillt, bis auch die letzte Ritze im denkmalgeschützten Gemäuer der Kulturkirche von Klang erfüllt ist.

Dynamik ist die große Stärke des Menschensinfonieorchesters. Die effektvollen Wechsel zwischen Laut und Leise beeindrucken und überspielen manchen Wackler im rhythmischen Gebälk, dem der Bass als Fundament bisweilen hörbar fehlt. Tatsächlich ist das MSO gerade auf der Suche nach einem Tiefe-Saiten-Zupfer. Also: bitte melden!

Den Höhepunkt hebt sich das Ensemble zum Schluss auf: ein neues, noch unveröffentlichtes Stück mit dem Titel „Der Laubbläsermann-Blues“. Das vor allem in der Herbstzeit allgegenwärtige Geräusch ahmt Hermann, sonst der Mundharmonikavirtuose, mit einem Kazoo nach – das Publikum ist aus dem Häuschen. Dazu singt Conny, die Leadsängerin neben Christiane, die schöne Zeile: „… mit roher Kraft, er würde auch drauf schießen!“ Aufs Laub, versteht sich. Soviel ist klar: Wenn jemand die herbstliche Komfortzone beeinträchtigt, dann ist es nicht das Laub. Es ist der Laubbläsermann.

Zur Website des Menschensinfonieorchesters
KÖLN.BESTE! mit einem Porträt von Orchesterleiter Alessandro Palmitessa

 

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!