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Funtasia & Go East Gospel
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Museumsnacht Köln 2019

Riphahn-Ausstellung und Konzerte lockten rund 400 Besucher
Das Original Melody Quartett um Schlagzeug-Legende Willy Ketzer und Igor Epsteins Klezmer-Tov sorgten bestens aufgelegt für den musikalischen Rahmen der Museumsnacht Köln 2019 in unserer KULTURKIRCHE OST. Zur Musik mit starken Bezügen auf das vergangene Jahrhundert passte die laufende Ausstellung „Hommage an Wilhelm Riphahn“.

Um 19 Uhr öffneten die Pforten unserer KULTURKIRCHE OST für die ersten neugierigen Besucher der Museumsnacht Köln 2019. Die grau melierten Wände unseres denkmalgeschützten Sakralbaus zierten an diesem Abend historische Aufnahmen der Kölner Fotografen Werner Mantz und Hugo Schmölz als Teil der noch bis 20. November 2019 laufenden Ausstellung „Hommage an Wilhelm Riphahn„.

Die Bilder zeigen das Wohnen und Leben in Kölner Quartieren überwiegend in den 1920er und -30er Jahren. Die Stadt war damals unter dem Wirken der 1913 gegründeten GAG Immobilien AG deutschlandweit führend im sozialen Wohnungsbau. Insbesondere der Architekt Wilhelm Riphahn setzte unter dem Motto „Lich, Luff und Bäumcher“ Standards bei Wohnungsgrundrissen, Fassaden und beim Siedlungsbau, die die Architektur in Deutschland bis heute prägen.

Dies lässt sich in der Schau unter anderem anhand historischer Pläne nachvollziehen. „Dass wir die hier zeigen können, ist wirklich großartig“, sagte Dirk Kästel von der GAG Immobilien AG. „Beim Einsturz des Stadtarchivs sind zahlreiche Arbeiten aus dieser Zeit zerstört worden. Diese Dokumente stammen aus der Auflösung eines Architektur-Büros, für das Riphahn gearbeitet hat. “

willy ketzer igor epstein vitali eberling museumsnacht 2019 kulturkirche ost köln GAG

Um Punkt 20 Uhr legte das Original Melody Quartett los. Die Combo unter Leitung des legendären Kölner Schlagzeugers Willy Ketzer präsentierte weltbekannte Jazzklassiker – unter anderem von Sonny Rollins, Nat King Cole, Milt Jackson, Ray Charles und George Gershwin. Die Band brachte echte Originale der hiesigen Jazzszene zusammen: Stefan Katona am Piano führte rund 30 Jahre lang den überregional bekannten Jazzclub „Melody“ in der Dürener Straße. Den Bass spielte Kristof Kozielsky, Gitarre und Mikrofon übernahm Gregor Salz aus Bonn.

Eine Ewigkeit von vier Stunden

Willy Ketzer kommentierte die Zusammenstellung seines Ensembles gewohnt launig: „Wir kennen uns schon ewig. Seit vier Stunden.“ Jazz, die improvisierfreudigste aller musikalischen Spielformen, macht’s möglich. Für den wohlwollenden Zuspruch aus dem Publikum bedankte sich der Mann an den Drums mit einem Wortwitz: „Es kommt ja nicht so häufig vor, dass ein Ketzer in einer Kirche Beifall bekommt.“

willy ketzer igor epstein vitali eberling museumsnacht 2019 kulturkirche ost köln GAG

Unsere KULTURKIRCHE OST hat Ketzer, der in Overath lebt, gerade erst kennengelernt – bei seiner Konzert-Lesung zu seinem Buch „Am Grab gibt’s keine Steckdose„. „Ich war vorgestern zum ersten Mal da. Mein erster Eindruck: toll!“ sagte er. Nicht nur optisch, auch akustisch hinterließ das Gotteshaus bei Ketzer Eindruck: „Kirchen sind wegen der großen Hallräume ja immer ein bisschen schwierig zu bespielen. Aber in so einer kleinen Besetzung klingt es hier wunderbar.“

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Zwischenzeitlich wuchs das Original Melody Quar- zum Quintett: Prof. Igor Epstein, der ab 22 Uhr gemeinsam mit Gitarrist Vitali Eberling sein Klezmer-Programm präsentierte, schnappte sich spontan seine Geige und jammte kurzerhand mit.

Epstein ist ein alter Bekannter in unserer KULTURKIRCHE OST, begeisterte zuletzte im Herbst 2018 beim Auftritt mit seiner Gruppe Epstein’s Klezmer-Tov. „Ich liebe diesen Raum“, sagte er. „Das ist ein ganz außergewöhnlicher Bau: nur aus Holz, Glas und Beton – und trotzdem mit so einer tollen Akustik.“ Der Kirche bescheinigte er „noch viel ungenutztes Potenzial“ für mehr eigenständige Musikveranstaltungen. „Gerade akustische Musik funktioniert hier sehr gut. Und dafür gibt es ein großes Publikum, das man erreichen könnte.“

Alles andere als selbstverständlich

Das Engagement des Kirchenträgers, der GAG Immobilien AG, ist für Epstein – über die Grenzen Kölns hinaus bekannt als „Teufelsgeiger“ und Vorsitzender der Klezmer-Akademie – alles andere als selbstverständlich. „Großartig, dass die GAG dieses Angebot hier macht – und zwar für die Menschen, nicht für den Profit. Es ist mir eine Ehre, heute hier spielen zu können.“

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Solche Worte wird Dirk Kästel gerne hören. Als Mitarbeiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit organisiert er seit 2013 mit großem persönlichen Engagement rund die Hälfte der Veranstaltungen der Kulturkirche Ost; die andere Hälfte stellen Patricia Hoepp und Anja Pendzialek vom Sozialmanagement auf die Beine.

Kunst und Kultur – kostenfrei

Kästel, wie so oft unterstützt von seiner Frau und seiner Tochter, zählte insgesamt rund 400 Besucher in dieser Museumsnacht 2019 – ein großartiger Erfolg. „Es ist für uns wichtig, Kunst und Kultur zu den Menschen bringen“, sagte Kästel. „Die GAG muss und will mit den Veranstaltungen nichts verdienen, deshalb sind sie meistens kostenfrei. Es  geht um Kultur-Förderung – und darum, einen sozialen Treffpunkt im Veedel zu schaffen.“

Das scheint immer besser zu gelingen. Bei der Eröffnung der Riphahn-Schau drängten sich die Besucher in Dreierreihen vor den Exponaten. Kästel: „Das dürfte bisher unsere erfolgreichste Veranstaltung gewesen sein.“

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Die Ausstellung „Hommage an Wilhelm Riphahn“ ist noch bis 20. November 2019 immer mittwochs bis samstags jeweils von 17 bis 20 Uhr zu besichtigen. 
Am 30. November 2019 eröffnet die Ausstellung „Menschen auf der Flucht„, eine Kooperation New Yorker Fotoagentur MAGNUM und der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Zur Website der Museumsnacht Köln 2019