Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist bis 16. Oktober 2018 geöffnet – immer donnerstags bis samstags von 17 bis 20 Uhr sowie auf Anfrage unter der Telefonnummer 0162-233 67 01.
Eintritt: frei
„Ich gehe gern auf Friedhöfe. Mich interessieren die Geschichten hinter den Grabmälern.“ Das sagt die Historikerin Karin Feuerstein-Prasser, die – wie man auf der Website des Piper-Verlags erfahren kann – eine ganze Reihe von Büchern über große Frauenfiguren der Geschichte verfasst hat. Für eine Ausstellung in unserer KULTURKIRCHE OST, zu sehen noch bis zum 16. Oktober 2017, hat sie sich gemeinsam mit ihrem Eheman Gerhard ein nicht minder historisches Thema vorgenommen: Melaten, den 1810 eröffneten Kölner Zentralfriedhof.
26 Gräber geschichtlich interessanter Persönlichkeiten haben sich die beiden in Zusammenarbeit mit Ausstellungsorganisator Dirk Kästel von der veranstaltenden GAG Immobilien AG ausgesucht, um sie in Text und Bild zu dokumentieren. „Es hätten mindestens doppelt so viele sein können“, sagte Feuerstein-Praßer bei der Vernissage am 4. Oktober. „Aber für mehr war kein Platz.“ Wer weiß? Vielleicht gibt es ja in einiger Zeit eine Neuauflage der Melaten-Schau?
Faszinierende Geschichten gäbe es jedenfalls genug, das zeigt schon diese erste Auflage. So gerät der Rundgang durch unsere KULTURKIRCHE OST zum eindrucksvollen Lesezirkel. Da ist zum Beispiel Maria Clementine Martin (1775-1843), die geschäftstüchtige Ex-Nonne, die 1826 das bis heute florierende Unternehmen Klosterfrau Melissengeist gründete, das jahrzehntelang mit dem immer gegenwärtigen Slogan warb: „Nie war er so wertvoll wie heute.“ Der Melissengeist, versteht sich.
Oder der 2004 verstorbene Hermann Götting, ein legendäres Original der Schwulenszene. Seine Sammlerleidenschaft für Alltagsgegenstände veranschaulicht sein Grabstein mit einem in Granit gehauenen Putzlumpen. Beeindruckend auch das als Triptichon gestaltete Grabmal der unglücklichen Schriftstellerin Irmgard Keun (1905-1982), der als Zahnrad geformte Gedenkstein des Gewerkschaftsführers Hans Böckler und der Engel, der über die Totenruhe des Verleger Alfred Neven Dumont und seines Sohnes Markus wacht.
Sehr passend zu all diesen Geschichten: die Musik des Essener Duos Bass’n Bone mit Gabriele Rosenberg an der Posaune und Norbert Hotz am Kontrabass. Sie gestalteten ihren Auftritt wie eine Beerdigung nach New Orleans’scher Art, begannen quasi „auf dem Hinweg zum Grab“ mit einem tieftraurigen Blues („Saint James Infirmary“) und traten den „Rückweg“ mit „Oh When The Saints Go Marchin‘ In“ in gelöster Stimmung an.
Ähnliches ist auch der rund 1,5-stündigen Führung über Melaten zu wünschen, die das Ehepaar Praßer am Samstag, 6. Oktober 2018, um 14 Uhr anbietet. Treffpunkt ist die Trauerhalle an der Piusstraße.
Zu sehen sind Aufnahmen der Gräber von:
Ein Videorückblick zur Ausstellung „Millionen-Allee Melaten“ von Talking Art: