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willy ketzer tobias sudhoff kulturkirche ost köln
Willy Ketzer & Tobias Sudhoff
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Hommage an Wilhelm Riphahn

Vernissage zum 130. Geburtstag von Wilhelm Riphahn mit Jazz von der Six8tyOne Big Band
Unsere KULTURKIRCHE OST platzte sprichwörtlich aus allen Nähten bei der Eröffnung der Ausstellung „Hommage an Wilhelm Riphahn“, die von einem großartigen Auftritt der Six8tyOne Big Band begleitet wurde. Die historischen Aufnahmen von Werner Mantz und Hugo Schmölz machen den immensen Einfluss des Kölner Architekten auf das Bauen der Gegenwart anschaulich.

Öffnungszeiten: bis 20. November 2019 immer mittwochs bis samstags jeweils von 17 bis 20 Uhr.

Eintritt: frei

wilhelm riphahn ute fendel Six8tyOne Big Band kulturkirche ost köln GAG

„Wo ist der Hausherr?“ Die Six8tyOne Big Band hatte mit zwei schmissigen Nummern aus ihrem „Double D – Duke and Dizzy“-Programm die Vernissage eröffnet, doch nun fehlte vom Gastgeber, Organisator Dirk Kästel vom Kirchenträger, der GAG Immobilien AG, jede Spur. „Vielleicht spielen Sie noch ein Liedchen?“ schlug Referentin Dr. Ute Fendel vor. Bandleader Helmut Kopp überlegte schon, welches das sein könnte – da erschien er: Dirk Kästel, einen Stapel Stühle herbeitragend. Unsere KULTURKIRCHE OST platze dermaßen aus allen Nähten, dass die Kirchenbänke als Sitzgelegenheit bei weitem nicht ausreichten.

Etwas außer Atmen begrüßte Kästel die Gäste der Ausstellungseröffnung. Gezeigt werden noch bis zum 20. November 2019 historische Innen- und Außenarchitektur-Aufnahmen der Kölner Fotografen Werner Mantz und Hugo Schmölz sowie Original-Pläne aus dem Fundus von Wilhelm Riphahn.

Dessen 130. Geburtstag war der GAG Immobilien AG nicht nur Grund genug für diese Ausstellung, sondern für ein ganzes Gedenkjahr, für das diese Hommage vor voll besetztem Haus den krönenden Abschluss bildete. Es gab kompetente Führungen von Architekturhistorikerin Dr. Fendel und Stadtführer Hans-Ulrich Voosen durch die ältesten Wohnviertel Kölns in Bickendorf, Buchforst, Mauenheim und Zollstock sowie durch das Riphahn’sche Baudenkmal „Die Brücke“. Es gab ein großes „Fest der Baukultur“ in und um unsere KULTURKIRCHE OST, in dem Lokalpolitiker und Stadtplaner darüber diskutierten, wie weit der Einfluss des großen Kölner Architekten noch heute reicht. Und es gab eine weitere Fotoschau von Werner Mantz und Hugo Schmölz in der Kapelle St. Maria Magdalena und Lazarus auf Melaten sowie eine Führung über Kölns größten Friedhof.

wilhelm riphahn ute fendel Six8tyOne Big Band kulturkirche ost köln GAG

Mit einem charmanten Kompliment an den Veranstaltungsort, unsere KULTURKIRCHE OST, eröffnete Dr. Fendel ihren Vortrag: „Ich komme immer gern nach Buchforst, da man hier so eine Perle hat.“ Köln, erklärte sie, sei vor rund 100 Jahren führend gewesen im sozialen Wohnungsbau. Die 1913 als „Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft“ unter anderem von Oberbürgermeister Konrad Adenauer aus der Taufe gehobene GAG baute nach dem Ersten Weltkrieg tausende Wohnungen für die sogenannten „einfachen Leute“ und setzte dabei Standards, die noch heute gelten.

„Machen S’et, aber machen S’et joot!“

Wilhelm Riphahns Entwürfe – unter anderem für die heute als Baudenkmäler geltenden Siedlungen „Weiße Stadt“ und „Blauer Hof“ – standen im Zeichen des „Neuen Bauens“, für das bis heute vor allem das Weimarer Bauhaus steht. Adenauer, so Fendel, habe die stilprägenden Riphahn-Arbeiten wohl nicht allzu sehr geschätzt. Den Bau der Bastei am Rhein habe er mit den Worten freigegeben: „Machen S’et, aber machen S’et joot!“

Riphahn sei es nie um einen bestimmten Stil gegangen, so Fendel weiter. „Er wollte modern und zeitgemäß bauen, zukunftsweisend, aber auch zweckmäßig.“ Er propagierte die Wohnküche, erfand die Laubenganghäuser, setzte bis heute geltende Standards bei den Grundrissen der Wohnungen und sorgte bei seinen Siedlungen dafür, dass die Bewohner gute Luft zu atmen bekamen. Fendel zitierte Riphahn so: „Es braucht Strenge in der Form, aber Liebe für die Menschen, für die man arbeitet.“

wilhelm riphahn ute fendel Six8tyOne Big Band kulturkirche ost köln GAG

Die Planungsunterlagen und die historischen Aufnahmen in der Ausstellung machen diese humanistische Grundhaltung anschaulich. Die Fotografien entstanden ausnahmslos als Auftragsarbeiten für die GAG, dienten also in erster Linie nicht einem künstlerischen, sondern einem dokumentarischen Zweck, was besonders bei Hugo Schmölz‘ Ansichten auffällt. Werner Mantz setzte im Sinne der „Progessiven“, einer in Köln starken künstlerischen Denkrichtung seiner Zeit, Licht und Perspektiven bewusst für stärker beeindruckende Aufnahmen ein. 

„Gehen Sie ruhig ganz nah ran!“

Dr. Ute Fendel gab den Zuhörern einen Tipp mit auf den Weg in die Ausstellung: „Schauen Sie genau hin, gehen Sie ruhig ganz nah ran – das sind alles Originale. In keinem Museum dürfen Sie das so wie hier!“ Eines freilich, auch darauf wies sie hin, können die überwiegend schwarz-weißen Aufnahmen beim besten Willen nicht anschaulich machen: „Köln war bunt, die Siedlungen waren bunt.“

wilhelm riphahn ute fendel Six8tyOne Big Band kulturkirche ost köln GAG

Bunt und lebendig blieb der weitere Verlauf dieser außergewöhnlichen Vernissage. Während sich die Besucher vor den Exponaten drängten, schöpfte die Six8tyOne Big Band weiter aus ihrem Programm, dass sie Duke Ellington und Dizzy Gillespie gewidmet hat. Eine durchaus passende Wahl: Wilhelm Riphahn dürfte an der Musik seiner berühmten Zeitgenossen kaum vorbei gekommen sein.

Im Sinne von „Duke und Dizzy“ dürften auch die musikalischen Seitensprünge im Repertoire gewesen sein, etwa die wunderbaren Big Band-Arrangements der Beatles-Klassikers „Norwegian Wood“, „All you need is love“ und „She’s leaving home“ sowie der „Nussknacker-Suite“ von Peter Tschaikowsky. Schließlich haben sowohl Ellington als auch Gillespie mit ihren Kompositionen bis heute nachhaltig Einfluss auf die Gegenwart. Eine schöne Parallele – was diese beiden für die Jazz- und Popmusik der Gegenwart sind, ist Wilhelm Riphahn für die Architektur: stilprägend.

Zur Website der Six8tyOne Big Band

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