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Saitomortale

Nah am Leben
Ein Programm wie aus einem Guss präsentierte das Eitorfer Sextett Saitomortale in unserer KULTURKIRCHE OST. Songs und Geschichten, die das Leben schreibt, sorgten für versonnene Gesichter und locker mitwippende Oberkörper im Publikum.

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Kann ja nicht schaden, wenn man seinem Publikum gleich reinen Wein einschenkt. Mit dem Kabarett-haften Einstieg „Wir lieben Kitsch“ eröffneten Saitomortale ihren Chanson-Abend. Damit demonstrierten sie von der ersten Note an: Hier wird nichts dem Zufall überlassen, sogar die Reaktion des Publikums vorab abgefedert. So kann sich hinterher keiner beschweren. Aber das – soviel vorweg – wollte nach ihrem Auftritt in unserer KULTURKIRCHE OST auch niemand.

Die Combo aus dem beschaulichen Örtchen Eitorf an der Sieg hat schon rund zehn Jahre gemeinsame Entertainment-Erfahrung auf ihren sechs Buckeln, und das spürten die Zuhörer in den gut gefüllten Kirchenbänken sofort. Trotz der Warnung zum Auftakt suchte niemand das Weite, im Gegenteil: Alle blieben bis zur Zugabe, einer sitzenderweise (Sängerin Rieke Perez) und in Kellnerschürze (Sänger Jürgen Domscheit) dezent inszenierten Hommage an Paris, der Stadt der Liebenden.

Geschichten, die das Leben schreibt

Was Saitonortale antreibt, formulierte Frontmann Domscheit so: „Wir möchten Sie an unserem Leben teilhaben lassen. Wir möchten Geschichten erzählen, wie sie das Leben schreibt.“ Getreu dem Claim, der auf einem Aufsteller am Bühnenrand zu lesen war: „Nah am Leben.“

Diesem Anspruch wird die Band absolut gerecht, das verraten schon Songtitel wie „Novembernebel“, „Leben zu zweit“ oder „Die Deutsche Bahn“. In ihrer Themenfindung sind Saitomortale bodenständig und treffen damit offenbar auf Gegenliebe – nicht nur bei den zahlreichen Besuchern in unserer KULTURKIRCHE OST, die versonnen mitwippten, sondern auch bei den Höhrern des Radiosenders SWR 1, die ihren Beitrag „Keine Panik“ 2017 zum Gewinner des eines weihnachtlichen Songcontests kürten. 

Zum überwiegend von Keyboarder Klaus Steiner aus Blues-, Jazz- und Chanson-Elementen komponierten Wohlfühlpop mit gelegentlichen Anleihen bei Klezmer und Tango passen die meist von Cellistin Imke Frobeen gereimten Alltagsbeobachtungen wie Topf zu Deckel. Wer eine Hand frei hat, schnippt im Takt mit und denkt dabei an große Vorbilder wie Udo Jürgens, Reinhard Mey oder Supertramp. Das bestens aufeinander eingespielte, pardon, eingesungene Duo Perez/Domscheit singt dazu bisweilen mit angedeuteten Schlagergesten und meist mit einem Lächeln auf den Lippen. Und das Publikum lächelt zurück. So muss das sein.

Wohltemperiertes Unterhaltungsprogramm

Auch kritische Töne bleiben nicht aus. Die Probleme des arg gebeutelten Pendlerpeinigers Nummer eins, der Deutschen Bahn, werden noch liebevoll verballhornt. Lieder wie „Am falschen Ort geboren“ über das globale Flüchtlingselend oder „Der letzte Weg“, die Vertonung einer Todesanzeige, setzen nachdenkliche Schwerpunkte im durchweg wohltemperierten Unterhaltungsprogramm.

Wenn sich dann aber Rieke Perez eine Schürze umbindet, um dem Publikum zum Titel „Verführen mit Genuss“ selbstgebackene Makrönchen zu kredenzen, wähnt man sich wieder wohlbehütet in Mutters Küche und kommt nicht umhin, Johanna Koczians „Das bisschen Haushalt“ zu assoziieren. Lang anhaltender Applaus und eingangs erwähnte Zugabe sind die logische Folge.

Dann ist aber wirklich Schluss. Natürlich haben Saitomortale auch dafür das passende musikalische Utensil im Reisegepäck. Sein Titel: „Gute Nacht“.

Zur Website von Saitomortale

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