TERESA RUIZ-ROSAS JOSE-ENRIQUE CHIRINOS Kulturkirche Ost Köln GAG
Ruiz-Rosas & Chirinos
13. April 2019
Alexandra Birschmann Kulturkirche Ost Köln GAG
Alexandra Birschmann
3. Mai 2019

Trio ECo

Am Ende bleibt der nackte Körper
Die Finissage der „PolitArche“, der großen Ausstellung der kölsch-südamerikanischen Künstlergruppe Barrio Latino, bereitete die Bühne für das Trio ECo, das die vollbesetzte KULTURKIRCHE OST mit einem unterhaltsamen Potpourri lateinamerikanischer Musik bespielte. Und mittendrin gab’s ein echtes Osterei.

Trio Eco Barrio Latino Politarche Kulturkirche Ost Köln GAG

Die ersten Takte des Songs „Latinoamérica“ von Calle 13 klingen an. Dann raschelt etwas hinter diesem Riesenschiff im Kirchenschiff unserer KULTURKIRCHE OST, der „PolitArche“ der Künstlergruppe Barrio Latino. Eine grotesk stilisierte Meerjungfrau hopst hervor, verhüllt in einen dicken Mantel und einer Plastikfolie darüber. Ihre Füße sind zusammengebunden mit einem Stück Seil, an dem sie eine Einkaufstüte hinter sich herzieht. Nach und nach befreit sie sich von all den Hüllen, in denen sie sich zwiebelhaft eingewickelt hat, bis sie ganz am Ende fast nackt vor den Zuschauern steht. Das ist es, was am Ende bleibt von aller Hatz nach noch mehr Besitz, noch mehr Konsum: der nackte Körper.

„Corpolítico“ lautete der Titel der Performance, die Giovanni Peixoto den staunenden Besuchern in unserer KULTURKIRCHE OST präsentierte. Die Botschaft unter all dem Tand, verborgen wie ein Osterei: Der Mensch ist ein politisches Wesen, ob er will oder nicht, ob in teure Gewänder gehüllt oder nackt und bloß.

„Müde und glücklich“

Peixotos Auftritt, die angekündigte Überraschung im Programm des als Quartett auftretenden Trio ECo, setzte den Schlusspunkt der furchtlos politisierenden Ausstellung von Barrio Latino, einer Vereinigung in Köln lebender Künstler mit südamerikanischen Wurzeln. Stellvertretend für die Gruppe ließ Ellen Loh-Bachmann die Schau noch einmal Revue passieren. „In vier Monaten haben wir dieses Projekt gemeinsam auf die Beine gestellt und dabei vielleicht ein bisschen unterschätzt, wie viel Arbeit so etwas macht“, sagte sie. „Jetzt sind wir alle müde und glücklich.“ 

Und das können die Künstler auch, denn ein Objekt wie die rund sechs Meter lange „PolitArche“ hat unsere KULTURKIRCHE OST noch nicht gesehen. Offenbar weckt die machtvolle Anklage an die Schurken dieser Welt inzwischen auch andernorts Interesse. Auf der Kunstwoche in Leverkusen soll sie gezeigt werden, auch aus anderen Städten bis hoch nach Hamburg gibt es bereits Anfragen. Loh-Bachmann: „Wir lassen uns gern einladen!“

Womöglich auch in die Neue Welt? Mit dem wunderschön verträumten, zugleich um Zwischentöne nicht verlegenen Stück „Nuevo Mundo“ von Astor Piazzolla begann das Trio ECo sein Konzert mit Musik aus ganz Lateinamerika. Noemí Morocho am Pinao und Jorge Rivera gestalteten diesen Auftakt als Duo. Schon zum zweiten Titel – „Ave María no Morro“ von Herivelto Martins – gesellten sich der Percussionist Oswaldo Pulido und der Sänger José F. Vieira hinzu und machten aus dem nominellen Trio ein numerisches Quartett.

Weiter ging es mit Songs von Inti Illimani („Sambalando“), Victor Jara („Luchín“), Ariel Ramírez/Félix Luna („Alfonsina y el Mar“), César Isella/Armando T. Gómez („Canción con todos“) und einem Potpourri, das die Zuhörer von Venezuela über Kuba und Venezuela bis nach Kolumbien führte.

Vieiras jugendlich klingender Tenor trug gekonnt durch die Stücke diesen Abends und entfaltete sich ganz besonders gut im Duett mit Noemí Morocho. Die Sängerin und Pianistin sparte nicht mit Lob fürs Publikum, das unserer KULTURKIRCHE OST bis auf den letzten Sitzplatz füllte. „Ich bin sehr froh, dass trotz des tollen Sommerwetters Ende April so viele Menschen zu uns gekommen sind!“ Der Dank für soviel Bescheidenheit und die wunderbare Musik: reichlich Applaus und Zugaberufe.

 

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!