Barrio Latino Kulturkirche Ost Köln GAG
Barrio Latino
22. März 2019
Daniel Rodriguez Kulturkirche Ost Köln GAG
Daniel Rodriguez
6. April 2019

Trio Kimbiza

Küss mich viel!
Schlichtweg begeisternd: Mit Klassikern wie „Besamé mucho“, aber auch mit stilsicheren Eigenkompositionen begeisterte das Trio Kimbiza das Publikum in der voll besetzten KULTURKIRCHE OST. Lateinamerikanische Musik wird auf der ganzen Welt verstanden.

 

Trio Kimbiza Kulturkirche Ost Köln

Wenn es eine Musikregion gibt, die mit ihrem Output tatsächlich die ganze Welt begeistert, dann ist das wohl die lateinamerikanische. Kaum irgendwo haben es die Musiker besser verstanden, Einflüsse aus allen Erdteilen in ihr Schaffen einfließen zu lassen, ohne sich vereinnahmen zu lassen. Im Gegenteil: Canciones und Rhythmen aus Brasilien, Argentinien oder Peru sind Exportschlager rund um den Globus, weil sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen darin wiederfinden und zugleich immer wieder Neues entdecken können. Man muss weder Spanisch noch Portugiesisch sprechen, um die Emotionalität der Musik des südlichen Amerika begreifen zu können.

Eine wunderbare Idee also, in die Ausstellung PolitArche (22. März bis 20. April 2019) des kölnisch-südamerikanischen Künstlerkollektivs „Barrio Latino“ in einen Veranstaltungsreigen zu betten, zu dem unter anderem das Konzert des 2008 gegründeten Trio Kimbiza gehörte.

Seine Wurzeln hat die Band um Sängerin Yma América in Venezuela. Von dort ist sie vor rund vier Jahrzehnten nach Deutschland ausgewandert und in Köln heimisch geworden. Immer an ihrer Seite: ihr Bruder, der Perussionist Renis Mendoza. Das Trio komplett macht der deutsche Pianist Thomas Böttcher, der sich auf südamerikanische Musikstile spezialisiert und damit wohl eine Menge richtig gemacht hat: „Ich lebe davon!“, sagt er.

Dass beim Trio Kimbiza Profis am Werk sind, bewies schon der erste Augenblick des Konzerts in unserer KULTURKIRCHE OST. Patricia Hoepp vom Veranstalter, der GAG Immobilien AG, hatte bei ihren einführenden Worten mit der spartanischen Bühnentechnik zu kämpfen – immer wieder fing sich ihr Mikrofon ein Feedback ein. Auftritt Yma América: ein Handgriff, die Box leicht gedreht – das war’s; das weitere Konzert ging ohne technische Probleme über die Bühne. 

Ohnehin hätte diese Sängerin mit ihrer kraftvollen Altstimme keinerlei technischer Verstärkung bedurft, um sich im voll besetzten Saal Gehör zu verschaffen; ebensowenig ihre beiden musikalischen Begleiter. Schließlich bietet unsere KULTURKIRCHE OST geradezu ideale akustische Bedingungen für kleine Besetzungen. Percussions und Stimme führten ins Set ein, ehe Yma zur Cuatro, der typisch venezuelanischen Mini-Gitarre griff, die optisch ein wenig an eine Ukulele erinnert. Erst danach setzte Thomas Böttcher mit jazzigen Akkorden am Klavier mit ein.

Grandiose Songwriter

Bis zur Pause folgten auf Eigenkompositionen wie „Drume nigrita“ Klassiker wie „Obession“, ohne dass dieser Wechsel für qualitative oder stilistische Brüche gesorgt hätte. Die Geschwister sind offenbar grandiose Songwriter. Dazu Yma bescheiden: „Wir stammen aus einer sehr musikalischen Familie.“

Auffallend: die melancholische Grundstimmung der meisten Songs. Das hielt die allermeisten Zuhörer aber nicht davon ab, den Aufforderungen der Band Folge zu leisten, sich rhythmisch oder melodisch zu beteiligen. Bei „Besamé mucho“ – noch so ein Klassiker – sang die ganze Kirche mit, ebenso beim glorreichen Abschluss, dem zeitlosen „Oye como va“.

Ein Album hat die Band noch nicht eingespielt – schade! „Wir würden gerne auf Tournee gehen“, sagte Yma. Wir drücken die Daumen. Höchste Zeit, dass mehr Menschen vom Trio Kimbiza hören!

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!