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Ulla Horký & Petra Ellert

Die Kunst der guten Tage
„Kosmisch – Himmlisch“: So haben die Künstlerinnen Ulla Horký und Petra Ellert ihre gemeinsame Ausstellung in unserer KULTURKIRCHE OST betitelt. So unterschiedlich ihr Schaffen, so einig sind sie sich in ihrer Haltung: Beide überwinden mit ihrer Kunst den Horizont.

horky ellert kulturkirche ost gag köln„Vielleicht Marlene“ hat Petra Ellert das goldfarbene Porträt genannt, das alle Blicke in unserer KULTURKIRCHE OST auf sich zieht. Warum „vielleicht“? Die Augen glauben sofort zu wissen, was sie sehen: Marlene Dietrich natürlich, die bis heute größte Hollywood-Diva und Chanteuse, die Deutschland hervorgebracht hat. Doch je länger und konzentrierter man das kunstvoll aus dickem weißen Papier gerissene, mit Blattgold über- und Relief-artig aufgezogene Antlitz betrachtet, desto stärker verlieren die vermeintlich so klaren Konturen ihre Eindeutigkeit. Je nachdem, wie das Licht auf die glänzenden Flächen fällt, verändern sich die Züge des verblichenen Weltstars und damit – womöglich – auch sein Wesen. Die Diskrepanz zwischen der Oberfläche einer weltberühmten öffentlichen Figur und dem Inneren einer zurückgezogen lebenden, womöglich bisweilen auch sehr einsamen Frau – hier wird sie, wenn auch nur mit Blicken, greifbar.

 

Jenseits des goldenen Schimmers

Petra Ellert, das zeigt diese Ausstellung, liebt es, an Oberflächen nicht nur zu kratzen, sondern sie aufzubrechen. Dies gelingt ihr mal mit einem Materialmix wie in ihrer kleinen Serie „Heilig“, in der sie aus Karton, Holz und wenigen Farben fragile Persiflagen auf katholische Reliquien fertigt, mal mit einer männlichen Figur, die sie mit golden schimmernden Glasfragmenten gleich einer Diskokugel verziert, und immer wieder mit ihrem höchst kunstfertigen, phantasievollen Umgang mit Papier und Karton. Wieviele Versuche sie braucht, um eine Marlene zu reißen, verrät sie nicht. Nur soviel: „Ich arbeite seit 30 Jahren in dieser Technik, ich habe da eine gewissen Routine. Aber trotzdem brauche ich einen guten Tag, damit es klappt.“ Zum Glück sind, so scheint es, diese guten Tage nicht allzu selten.

 

Malen wie Meditieren

Diese „guten Tage“ sind es auch, von denen Ellerts Kollegin Ulla Horký erzählt, wenn sie über ihre Arbeit spricht. „Für mich ist Malen wie Meditieren“, sagt sie. „Ich begreife oft erst hinterher, was ich aufs Papier gebracht habe.“ Es ist dieser Flow, den Künstler aller Genres und Disziplinen gern beschwören, dieser rauschhafte Zustand, wenn die Kreativität sich Bahn bricht und das sonst so harte Ringen um die Kunst plötzlich schwereloser Leichtigkeit weicht.

Solche Schwerelosigkeit vermitteln die meisten von Horkýs Gemälden mittels eines sehr augenfälligen Kunstgriffs: Ultramarinblau ist die dominierende Farbe. Die Kreise oder Kugeln, Silhouetten und Details in ihren Bildern scheinen in diesem Blau zu schweben wie Partikel im unendlichen Raum. Konkrete Themen wie Leben und Tod, Schöpfung und Schönheit sind immanent, aber ohne konkrete Konnotation. Eine Entwicklung, die sich offenbar schon länger anbahnt: „Ich merke, dass sich mein Abstand verändert zu den Dingen, die ich male“, sagt Horký und betrachtet damit ihr eigenes Schaffen wie etwas, dass sie nicht aktiv gestaltet, sondern das ihr unbewusst widerfährt. „Ich blicke wie aus dem Kosmos auf die Erde.“

Kosmisch? Himmlisch? Oder doch ganz irdisch? Bis zum 23. November 2017 haben die Besucher noch Gelegenheit, sich von der Kunst von Ulla Horký und Petra Ellert ein eigenes Bild zu machen. Geöffnet dienstags bis samstags von 17 bis 20 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0162-233 67 01.

Zur Website von Petra Ellert
Zur Website von Ulla Horký

 

Was gibt’s als nächstes in unserer KULTURKIRCHE OST? Schauen Sie doch mal in unseren Kalender!