Podiumsgespräch

INDIEN TANSANIA DEUTSCHLAND Seona Sommer Anjan Gosh, Ochu, Gertrude A. Malizeni, CK, Annah Nkyalu KULTURKIRCHE OST Köln
Tansania-Indien-Deutschland
25. Februar 2023
Katinka Schneweis GAG Kulturkirche Ost
Katinka Schneweis
21. April 2023

Podiumsgespräch

Podiumsgespräch Tansania Rausch Schmitz KULTURKIRCHE OST Köln
Tansania: Sich selbst ein Bild machen – Podiumsgespräch im Rahmen der Ausstellung „Tansania-Indien-Deutschland“ mit Walter Rausch und Wolfgang Schmitz sowie einer Tansperformance Reena Pathrose

„Walter Rausch hat die weite Welt in unsere Schule gebracht.“ So führte Seona Sommer, als Kuratorin und teilnehmende Künstlerin der Gemeinschaftsausstellung TANSANIA-INDIEN-DEUTSCHLAND an diesem Abend Gastgeberin in unserer KULTURKIRCHE OST, ihren ehemaligen Lehrer am Herforder Friedrichs-Gymnasium ein. Im Podiumsgespräch mit dem Afrika-Kenner und ehemaligen WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz berichtete er über seine eindrücklichen Erfahrungen als Lehrer in den 1980er Jahren an einer Schule in Tansania.

„Als ich Anfang der 1980er Jahre in den Schuldienst kam, stand ich vor der Wahl“, erzählte Rausch in seiner launigen Art: „Jetzt noch 35 Jahre Herford – oder Tansania.“ Ohne jede Sprachkenntnisse fing er als einziger Lehrer aus dem Ausland an einer tansanianischen Schule an – und musste sich durchbeißen.

Wie offenbar die meisten Besucher aus dem Ausland fand er anfangs bereitwillig alles schön, was ihm das unbekannte Land präsentierte. Bei einer Gruppe junger Juristen stieß dieses Verhalten auf Unverständnis: „Ich Weißen habt doch alle eine Meise. Der Viktoriasee zum Beispiel – der ist doch stinklangweilig. Aber ihr steht da und sagt: schööön.“ Rausch fühlte sich ertappt und nahm sich vor, ab sofort „alles so zu finden, wie ich es wirklich finde“.

Die Eingewöhnung in die Schule fiel ihm vergleichsweise leicht: „Da war im Grunde alles so wie zuhause: da die Klassenzimmer, da das Lehrerzimmer.“ Anders als gewohnt empfand er jedoch das Verhalten im Unterricht: „Da war absolute Ruhe. Man hatte ausnahmslos interessierte Schüler da sitzen. Das kannte ich von Deutschland so nicht.“

„Die Masse der Laster ist bei allen Menschen gleich“

Der Schluss, die Menschen in Tansania seien generell aufgeschlossener und freundlicher als etwa die in Deutschland, sei aber auch nicht richtig. „Sie finden überall auf der Welt alle Arten von Menschen. Das Sprichwort geht ja so: Die Masse der Laster ist bei allen Menschen gleich …“

Fünf Jahre blieb Rausch, ehe nach Herford zurückkehrte. Fünf Jahre, die ihn bis heute prägen. Bis heute ist er dem Land verbunden, reist dorthin und hält über die Tansania AG am Herforder Gymnasium Kontakt. Nach seiner Pensionierung hat er begonnen, Suaheli – die Sprache der Tansanianer zu unterrichten: „Das genieße ich total.“

Heute benötigt das Land andere Formen der Unterstützung als in den 1980er Jahren. „Die haben so viele toll ausgebildete Leute, die brauchen keine Leute mehr wie mich, die dort unterrichten“, sagt Rausch und ist damit mit Schmitz im Einklang. „Das Beste, was Sie tun können, ist die Wirtschaft vor Ort anzukurbeln. Fahren Sie hin, wohnen Sie beiden Menschen, kaufen Sie ein!“

Website zur Ausstellung

Eine Vorlage, die Seona Sommer zum Abschluss gerne aufnahm: „Machen Sie sich selbst ein Bild!“ Schließlich fand das Podiumsgespräch zwischen Wolfgang Schmitz und Walter Rausch vor einer passenden Kulisse statt: Der Gemeinschaftsausstellung „Tansania-Indien-Deutschland“. Die Arbeiten der Künstler um Seona Sommer sind auch nach Ende der Schau online zu sehen: eine Website zur Ausstellung porträtiert alle Teilnehmenden, ergänzt und persönliche Grußworte im YouTube-Channel von Seona Sommer.

Podiumsgespräch Tansania Rausch Schmitz KULTURKIRCHE OST Köln

 

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