Allzu vieles weiß man hierzulande nicht über Peru. Hoch in den Anden, an der Westküste Lateinamerikas liegt es , seine Hauptstadt heißt Lima, der in in Deutschland tätige Fußballprofi Claudio Pizarro stammt von dort. Aber sonst? Aber Moment – gab es in Peru nicht Ende des 20. Jahrhunderts verheerende Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und ihre Gegnern?
Genau von dieser Zeit erzählt Teresa Ruiz-Rosa in ihrem Roman „Die verwandelte Frau“ (Verlag Ralf Liebe, 2009), den sie im April 2019 im Rahmen der Ausstellung PolitArche in unserer KULTURKIRCHE OST vorstelle. Sendero Luminoso, „Leuchtender Pfad“, nannte sich die links-extremistische Terrorbewegung, die in den 1980er und 90er Jahren ein ganzes Land in Angst und Schrecken versetzte.
In poetischer Sprache kleidet Ruiz-Rosas das politische Thema erzählerisch geschickt in das Gewand einer Liebesgeschichte. Ein erfolgreicher Schönheitschirurg verliebt sich in eine geheimnisvolle Patientin. Sie bewegt ihn dazu, sein Geschick nicht mehr nur zwar lukrativen, aber eher sinnlosen Tätigkeiten wie der Vergrößerung von Oberweiten oder einer „patriotischen Nasenanhebung“ zu widmen. Die beiden gründen eine Klinik, die sich der Opfer des Terrors annimmt und die äußeren und inneren Schäden zu lindern versucht, die die gewaltsame Auseinandersetzung um die politische Ausrichtung Perus verursacht hat.
„Mich interessiert die Geschichte“
Inwiefern ihre Geschichte autobiographischer Natur seien, fragt eine der Zuhörerinnen in unserer KULTURKIRCHE OST. „Eigentlich fast nie“, antwortet Ruiz-Rosas. „Ich benutze mein Leben nicht in meinen Erzählungen. Mich interessiert in erster Linie die Geschichte, die muss funktionieren.“
Wunderbar funktionierte die Akustik des Kirchenraums mit dem Saxophon José Enrique Chirinos‘. Der Solist interpretierte unter anderem Melodien von Duke Ellington und Bob Marley, den Pop-Hit „Desposito“ und eigene Kompositionen.
Chirino arbeitet im Hauptberuf nicht als Musiker, sondern als Filmemacher und Übersetzer. „Die verwandelte Frau“ hat er aus dem Spanischen ins Deutsche übertragen. Wer weiß? Vielleicht spielte er zwischen den Übersetzungsrunden ja immer ein paar Takte auf dem Saxophon. Teresa Ruiz-Rosas hält das für möglich: „So kann man Literatur besser verdauen.“