Everyday Feelings

„Fantastisches Abendmahl“

Jazz und Tanz mit Everyday Feelings zum Ausklang der Ausstellung „Gemeinsame Leidenschaften“

„Die vergangenen drei Wochen sind wie im Fluge vergangen“, leitete Patricia Hoepp vom Veranstaltungsteam der KULTURKIRCHE OST die Finissage des club68koeln ein. Drei Wochen lang war die Kirche in Köln-Buchforst der Ort gewesen, an dem behinderte und nicht behinderte Künstler unter dem Motto „Gemeinsame Leidenschaften“ ihre Werke präsentierten. Außerdem gab es ein Konzert von Søren Thies, eine Filmpräsentation und das Philosophische Café zur Frage „Freiheit oder Sicherheit?„. Dabei strömte „ganz viel positive Energie durch unsere KULTURKIRCHE OST“, so formulierte Hoepp weiter. „Und wir wurden sensibilisiert dafür, wie Kunst und Kultur Grenzen überschreiten können.“

Pandemische Konversationen

Grenzen wurden auch an diesem Abend überschritten. Das hatte vor allem mit den auftretenden Musikern zu tun: dem Kölner Drummer Carl Zinsius, der in den Niederlanden und in Italien Jazzschlagzeug studiert hat, und dem gebürtigen Niederländer Alexander Scott, der immer wieder mal in Deutschland gewohnt, in Maastricht mit den Schwerpunkten Jazz und Improvisation studiert hat und jetzt in Portugal lebt. Für das gemeinsame Projekt Everyday Feelings kommt Scott gelegentlich nach Deutschland. Beim Label Haldern Studio haben die beiden ein Album aufgenommen.

In unserer KULTURKIRCHE OST überschritten sie Grenzen nationaler und künstlerischer Natur. Denn: Komplettiert wurde ihre Performance durch den Tanz der Italienerin Lara Pilloni, die gerade an der Essener Folkwang-Universität der Künste ihren Masterstudiengang Tanzkomposition abgeschlossen hat. „Pandemic Conversations“ war der gemeinsame Auftritt überschrieben. Mal antworteten die Instrumentalisten einander wechselseitig, mal redeten sie gleichzeitig, mal wurde die Tänzerin in die pandemischen Konversationen mit einbezogen – oder sie sprach einfach für sich selbst.

Alltägliche Situationen wurden besonders

„Es geht uns um alltägliche Situationen, die in Corona-Zeiten zu besonderen Situationen wurden“, erläuterte Carl Zinsius das Programm. „Obwohl diese Situationen eigentlich immer besonders sind: Sie sind immer neu und betreffen immer neue Menschen.“

Die Performance ließ viel Platz zur Interpretation. Sie pendelte zwischen Introversion und Extroversion, zwischen Beklemmung und Freude. Die Selbstumarmungen der Tänzerin konnte man als Anspielung auf die Vereinsamung im Lockdown verstehen. Die Bewegungen auf den Zehenspitzen erinnerten an eine Phase der Zurückhaltung und Vorsicht, die für viele Menschen ja noch andauert. Schritte vor und zurück können als Bild für das stetige Hin und Her zwischen Lockerungen und Restriktionen gesehen werden.

„Ein Geschenk, hier ausstellen zu dürfen“

„Das war ein fantastisches Abendmahl!“ Diese Worte fand Hans Günter Brands vom club68koeln e. V. im Anschluss an den Auftritt. Brands ist Vorstand des Kultur- und Inklusionsprojekts und Kurator der Gemeinschaftsausstellung. Er dankte den Verantwortlichen, die all dies möglich gemacht hatten. „Es ist ein Geschenk, hier ausstellen zu dürfen.“

Im anschließenden Gespräch erklärte er, dass diese Worte tatsächlich mehr sein sollten als eine freundliche Floskel. „Wir sind immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten. Allgemein reagiert man auf unsere Anfragen allerdings skeptisch. Das Team der KULTURKIRCHE OST hingegeben hat sofort zugesagt.“

Nächstes Großprojekt: ein Theaterstück

„Es sind die Barrieren in den Köpfen“, sagte Lilli Eben. Die Malerin, von Contergan-Schäden betroffen, war eine der insgesamt acht bildenden Künstler aus ganz Deutschland, die sich an der Ausstellung beteiligten. Für die Finissage war sie extra aus München angereist. Solche Barrieren niederzureißen, darum bemüht sich der club68koeln weiterhin. Nächstes Großprojekt: ein Theaterstück über die Frage, welchen „Wert“ unterschiedliche Arten des Lebens für eine vor allem von Wirtschaftsinteressen geleiteten Welt haben.

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